Kirchen verabschieden 2017

Gegen Krieg und für Europa

Das neue Jahr haben der Papst und die deutschen Bischöfe in ihren Silvesterpredigten begrüßt. Es ging um Dank für das Gewesene, aber auch um die Herausforderungen, die die Kirche 2018 an ihre Grenzen bringen könnten.

Das neue Jahr 2018 / © Prabhat Kumar Verma (dpa)
Das neue Jahr 2018 / © Prabhat Kumar Verma ( dpa )

Papst Franziskus hat im Vatikan mit Dank, aber auch mit der Erinnerung an Gewalt und Unrecht das zu Ende gehende Jahr verabschiedet. Bei einem Gottesdienst zum Silvesterabend im Petersdom nannte das Kirchenoberhaupt Kriege das offenkundige Zeichen eines "wiederkehrenden und absurden Stolzes".

Auch andere "kleine und große Vergehen gegen das Leben, die Wahrheit und die Brüderlichkeit" trügen zu einem menschlichen, sozialen und ökologischen Niedergang bei. Dafür müssten alle Verantwortung vor Gott, den Mitmenschen und der Schöpfung übernehmen, so der Papst. Dank sei "die einzige menschliche Antwort auf das ungeheure Geschenk Gottes". 

Woelki wettert gegen Abtreibung

Nicht nur die persönliche Lebenszeit habe ein Ende, sondern die Zeit überhaupt. Sie ist wie ein begrenzter Vorrat an Jahren, der uns geschenkt sei. So begann Kardinal Rainer Maria Woelki am Sonntagabend im Kölner Dom seine Predigt zum Jahreswechsel.

Als einen "Dammbruch" stellte Woelki die von Wissenschaftlern entwickelte "Gen-Schere" CRISPR dar, die Reparaturen an DNA-Strängen ermöglicht. Die Forschung spreche unter anderem davvon Erbkrankheiten, Aids und Krebs zu bekämpfen. Jedoch berge CRISPR auch die Möglichkeit Schöpfer zu spielen. Woelki stellte klar, es dürfe kein "Leben nach dem Baukastenprinzip" geben. Menschen mit Krankheiten und Behinderungen gehörten "zum und ins Leben". Sie alle verdienten die Chance auf dieses eine Leben. Eine klare Meinung vertritt der Erzbischof auch in der Debatte um das Verbot der Werbung für Abtreibungen. Die sei "Werbung für einen Straftatbestand. Und das ist kriminell."

Christen sollen Europa zu Projekt des Friedens machen

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat die Christen aufgerufen, mitzuhelfen, Europa zu einem Projekt des Friedens und zu einem Beispiel für die Versöhnung der Völker zu machen. Auch wenn es darauf keine leichten Antworten gebe, dürfe das Projekt Europa nicht zerstört werden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in seiner Silvesterpredigt am Sonntag im Münchner Liebfrauendom. Vielmehr müsse es weitergeführt werden.

Marx erinnerte auch daran, dass sich 2018 das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal jährt: "Dieser schreckliche Krieg, indem Christen gegen Christen kämpften." Auf einen weiteren Gedenktermin nahm der Kardinal ebenfalls Bezug. So wird 2018 auch des Beginns des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren gedacht. Glaube und Religion dürften nie wieder benutzt und pervertiert werden, um andere zu beherrschen, sagte Marx auch mit Blick auf bestimmte Ausprägungen des Islam. Von der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges habe sich Europa, besonders Deutschland, über Jahrhunderte nicht erholt. Das zu Ende gehende Jahr, in dem der Reformation vor 500 Jahren gedacht wurde, habe aber gezeigt, dass trotz einer belastenden Geschichte Christen beider Konfessionen gemeinsam Zeugnis für Christus ablegen könnten.

Sparmaßnahmen in Hamburgs Erzbistum

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat zum Jahreswechsel die Katholiken in seiner finanziell angeschlagenen Diözese auf einschneidende Veränderungen vorbereitet: "Das Jahr 2018 wird uns im Erzbistum Hamburg aufgrund unserer wirtschaftlichen Schieflage eine Reihe von Reformen, vielleicht sogar Revolutionen bescheren", sagte er in seiner Predigt an Silvester im Sankt-Marien-Dom. "Liebgewordene Formen, vertraute Strukturen – vieles davon werden wir nicht halten können, weil uns einfach das Geld fehlt." Konkrete Entscheidungen würden in den ersten Monaten des neuen Jahres gefällt, kündigte Heße an.

Heße blickte in seiner Predigt auch auf das Reformationsgedenken im abgelaufenen Jahr zurück: "Wie viele bin ich dankbar, dass wir dieses Gedenken nicht in einem Gegeneinander begangen haben, sondern in einem Miteinander." Auch wenn die Einheit der christlichen Kirchen noch nicht erreicht sei, sei das Gemeinsame doch größer als das Trennende.

Sonntag ist Frei-Zeit

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat die Bedeutung des arbeitsfreien Sonntags hervorgehoben. Am Sonntag teilten die Menschen ihre Zeit mit Gott, so dass es eine gesegnete Zeit werde, sagte Becker in der Jahresabschlussmesse am Silvesterabend im Paderborner Dom. Dabei nehme Gottes Anteil an der Zeit den Menschen nichts weg vom Wochenende. "Gott stiehlt uns nicht die Zeit. Es ist umgekehrt: Er sichert uns einen Hort der Freiheit und der Frei-Zeit", betonte der Erzbischof. "Eine Frei-Zeit, die frei davon ist, dass unsere Lebenszeit nach Kosten und Nutzen verrechnet wird."

Becker ging auch auf das ungeborene Leben ein, dem Gott ebenfalls bereits seine Zeit eingepflanzt habe. Alles Leben habe Gottes Zeit. Das gelte auch für die Wochen, in denen Menschen ohne Gott über das Leben verfügen wollten, mahnte der Erzbischof.

Veränderungsprozess im Bistum Aachen

Aachens Bischof Helmut Dieser hat zum Jahreswechsel die Katholiken seines Bistums auf weitreichende Veränderungen eingestimmt. In seiner Predigt am Silvesterabend kündigte er einen 2018 startenden synodalen Gesprächs- und Veränderungsprozess an. "Im Zeitraum der kommenden Jahre bis zur nächsten Heiligtumsfahrt 2021 soll dieser Prozess uns mit Gottes Hilfe die Spur weisen, in welche Richtung und mit welchen Zielen und Schritten wir die gesamte Seelsorge unseres Bistums den heutigen Herausforderungen entsprechend verändern werden", sagte der Bischof.

Das Jahr 2017 sei für ihn ein Jahr der "Zuspitzung" gewesen, so Dieser. Er habe das Bistum und die Menschen kennengelernt und sei auf teilweise ganz unterschiedliche Erwartungen und Einschätzungen getroffen. Dabei seien ihm seine Position und seine Aufgabe immer deutlicher vor Augen getreten. "Ich erkenne, dass ich für das Bistum sorgen muss und zwar dadurch, dass ich Gelegenheit schaffe, die gemeinsame Spur zu finden."

Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche

Zum Jahreswechsel hat der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode für Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche plädiert. Entscheidend sei die Frage, "wie Frauen in der Kirche bis in die höchsten Entscheidungen mitwirken können", sagte er in seiner Predigt an Silvester im Osnabrücker Dom. Das sei umso wichtiger, als sich schon jetzt die Frauen in allen Feldern des kirchlichen Lebens "so enorm mit ihren eigenen Gaben und Fähigkeiten einbringen".

Bode forderte zudem generell eine Neuorientierung der Kirche über das Verhältnis von Körper und Geist, Leib und Seele sowie in Fragen von Ehe, Familie, Sexualität und Lebensformen. Das sei notwendig, um "die vom Evangelium gebotene katholische Ganzheitlichkeit nicht aufs Spiel zu setzen". Die Kirche müsse "die Zeichen der Zeit" tiefer betrachten. Dazu gehörten neben dem Miteinander von Mann und Frau auch Erkenntnisse über die Verschiedenheit "sexueller Lebensgegebenheiten".

Aufruf zum Frieden

Münsters Bischof Felix Genn hat zum Jahreswechsel an die Gläubigen und die Machthaber dieser Welt appelliert, für den Frieden einzutreten. "Es muss Frieden geben, weil sonst unsere Erde zerstört wird", sagte er in seiner Silvesterpredigt am Sonntag in der Kirche Sankt Lamberti. Frieden ist laut Genn mit Blick auf die zahlreichen Konflikte in der Welt, etwa in Syrien und Nordkorea, dringend nötig.

Er beginne aber nicht in der großen Politik, sondern vor Ort, "in uns selbst". Genn lud die Gläubigen ein, das Wort von der Friedenssuche mit einem persönlichen Lebensinhalt zu füllen und um den Weltfrieden zu beten. Dabei dürften die Menschen sich von der Zusage Jesu begleitet wissen, dass er den Menschen einen Frieden gebe, der sich vom Frieden der Welt unterscheide.

Aus dem Glauben Zuversicht schöpfen

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat die Christen dazu aufgerufen, den Blick auf die "Wohltaten Gottes" im zurückliegenden Jahr zu richten und daraus Stärke und Zuversicht für die Herausforderungen des kommenden Jahres zu gewinnen. "Gott wird dir auch weiterhin helfen und dich nicht im Stich lassen", sagte Ackermann am Sonntagabend in seiner Silvesterpredigt im Trierer Dom.

Menschen, die "nicht nur auf die eigenen Kräfte vertrauten, sondern davon überzeugt sind, dass auch heute Gott am Werk ist", leisteten damit auch einen positiven Beitrag für das Zusammenleben in der Gesellschaft und in der Welt, sagte der Bischof.

Gelingendes Leben braucht Verbindung zu anderen

Der katholische Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger hat zum Jahreswechsel zu mehr Mitmenschlichkeit und Gemeinsinn aufgerufen. "Menschen, die ein gelingendes Leben führen, haben eine lebendige Verbindung zu anderen", sagte er am Sonntagabend im Hildesheimer Dom.

Um ein Leben zu führen, das die Seele sättige, komme es nicht in erster Linie darauf an, immer mehr Sachen, Erfolge und Menschen zu erreichen, so Schwerdtfeger. "Es geht vielmehr darum, von einer Person oder einer Sache wie etwa der Literatur, Musik, Politik oder auch von der Religion bewegt zu sein." Gelungene Momente seien gerade solche, "in denen wir das Gefühl hatten, etwas Wichtiges zu geben und damit einen anderen zu erreichen, und zugleich etwas zu empfangen, was uns selbst berührt hat".


Kardinal Woelki (DR)
Kardinal Woelki / ( DR )

Reinhard Kardinal Marx  / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz ( KNA )

Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Erzbischof Becker (EPB)
Erzbischof Becker / ( EPB )

Bischof Helmut Dieser / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Helmut Dieser / © Harald Oppitz ( KNA )

Bischof Franz-Josef Bode in einem Gespräch / © Hermann Pentermann (dpa)
Bischof Franz-Josef Bode in einem Gespräch / © Hermann Pentermann ( dpa )

Bischof Genn beim Eröffnungsgottesdienst (Bistum Münster)

Nikolaus Schwerdtfeger / © Romano Siciliani (KNA)
Nikolaus Schwerdtfeger / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA , epd