Als erster US-Präsident hat sich Donald Trump beim 45. "Marsch für das Leben" mit einer Videobotschaft an die mehreren hunderttausend Pro-Life-Demonstranten gewandt. "Unter meiner Regierung werden wir immer das allererste Recht in der Unabhängigkeitserklärung verteidigen, und das ist das Recht auf Leben", rief er den Demonstranten vom Rosengarten des Weißen Hauses zu, von wo seine Rede live via Satellit übertragen wurde.
Trump spricht persönlich vor dem Weißen Haus
Trump sagte, er sei stolz, vom Weißen Haus aus zu den Pro-Life-Aktivisten zu sprechen. Andere Präsidenten vor ihm, Ronald Reagan, George Bush senior und junior hatten sich via Telefon an die Abtreibungsgegner gewandt.
Teilnehmer des Protestmarsches, der alljährlich an die uneingeschränkte US-Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen 1973 erinnert, äußerten sich positiv zu der Präsidentenrede. Viele äußerten, man stimme zwar nicht in allem überein; aber Trump habe sich um den Kampf gegen Abtreibung verdient gemacht.
Schutz für Gesundheitspersonal
Erst am Donnerstag hatte Trump angekündigt, dass Ärzte, Schwestern und andere Beschäftigte im Gesundheitswesen künftig davor geschützt würden, gegen ihren Willen an Abtreibungen teilzunehmen. Damit kommt der US-Präsident einer zentralen Forderung vor allem aus dem evangelikalen, aber auch dem katholischen Lager entgegen.
1973 hatten die obersten Richter des Landes in der Sache Roe vs. Wade mit sieben zu zwei Stimmen Schwangerschaftsabbrüche zur Privatsache erklärt. Seitdem seien in den USA rund 59 Millionen Babys abgetrieben worden, heißt es auf der Website der Veranstalter.
Wachsende Teilnehmerzahl
Der Marsch in Washington begann auf der National Mall. Die Teilnehmer zogen bis zur Abschlusskundgebung am Obersten Verfassungsgericht. Zum ersten "Marsch für das Leben" kamen rund 20.000 Menschen. Zwischen 2003 und 2009 wuchs die Teilnehmerzahl auf eine Viertelmillion an; 2013 waren es 650.000. Inzwischen sind vor allem unter 30-Jährige unter den Teilnehmern.
In diesem Jahr hatten sich eine Reihe hochkarätiger Redner angekündigt, darunter als ranghöchster Politiker der Sprecher der Republikaner im US-Kongress und Katholik Paul Ryan. 2017 sprach Vizepräsident Mike Pence zu den Demonstranten. Die Demokraten nahmen wie schon in der Vergangenheit nicht mit Polit-Prominenz an der Pro-Life-Kundegebung teil. Zu den Unterstützern gehört neben dem evangelikalen Football-Superstar Tim Tebow auch eine Reihe anderer Spitzensportler.
Politische Aufwertung von "Pro Life"
Seit der Amtsübernahme Trumps erlebt die "Pro-Life"-Bewegung eine politische Aufwertung. Wie die evangelikalen Teilnehmer des Marschs konzentriert sich die US-Regierung allerdings auf das Abtreibungsthema. In den vergangenen Jahren haben Teilnehmer versucht, den Fokus der Kundgebung vom Schutz des ungeborenen Lebens zu erweitern, etwa um "Lebensschutz"-Themen wie Einwanderung, Armut und Gesundheitsversicherung.
Donald Trump war nicht immer ein Freund der Lebensschützer. 1999 versicherte er in einem Fernsehinterview mit dem Sender NBC, er «hasse das Konzept von Abtreibung», trete aber für das Entscheidungsrecht der Frau ein.