KNA: Herr Schadt, was ist der größte Unterschied zwischen Ihrer Version und dem Original?
Raphael Schadt: Der Klang. Die Vorlage würde ich als Weltmusik-Pop beschreiben, ich habe daraus ein Lied auf Elektroschiene gemacht.
KNA: Warum?
Schadt: Das hat zunächst einen praktischen Grund. Ich habe im Herbst zufällig von dem Hymnenwettbewerb erfahren - kurz vor Einsendeschluss. Als musste ich eine Herangehensweise wählen, die mir leicht von der Hand geht - eben die Elektroschiene. Gepaart mit einem trockenen Beat, war das Ziel, den Titel zum Ohrwurm zu machen. Immerhin ist die Hymne ja zum Mitsingen gedacht. Zur Orientierung habe ich Felix Jaehns "Ain't Nobody" gewählt, den Remix eines 80er-Hits, an dem mir die reduzierte Ästhetik gut gefällt.
KNA: Inwiefern passt eine reduzierte Ästhetik zu einem bunten Tropenland wie Panama?
Schadt: Die Frage habe ich mir nicht gestellt. Ich bin stattdessen von jungen deutschen Pilgern ausgegangen, die nach Panama etwas von ihrer Kultur bringen - wie einst die Weisen aus dem Morgenland zur Krippe Jesu. Und zu jungen Deutschen passt reduzierte Ästhetik gut, sonst hätten sie "Ain't Nobody" nicht zu einem Hit gemacht.
KNA: Abgesehen vom Elektro-Sound: Was haben Sie noch verändert?
Schadt: Ich habe den Text zunächst wörtlich übersetzt. Danach habe ich die Worte so ins Deutsche übertragen, dass sie singbar wurden, sich reimten und metrisch zueinander passten. Das war der schwierigste Teil. Denn den geistlichen Impetus des Originals wollte ich unbedingt erhalten.
KNA: Welcher ist das?
Schadt: Dass der Weg des Evangeliums im Gottvertrauen und Gottgehorsam liegt. Das ist erst mal keine allzu hippe Botschaft: "In" ist es schließlich eher, selber mächtig zu sein, wie man es etwa von mitunter grotesk inszenierten Allmachtsfantasien aus Metal- und Hiphop-Videos kennt.
KNA: Nicht gerade hip sind auch manche Lied-Vokabeln, "Magd" und "Knecht" etwa.
Schadt: Das Thema des Weltjugendtags ist ja ein marianisches: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast", heißt es nach dem Lukas-Evangelium. Darin gibt es solche Vokabeln eben. Sie hängen mit der Botschaft zusammen, von der ich sprach. Der, Gott die Kontrolle zu geben. Wie gesagt: Diese Aussage ist erst mal nicht hip. Umso wichtiger ist es, sie medial so umzusetzen, dass junge Leute Zugang zu ihr finden können.
KNA: Das kann aber anscheinend nicht jeder. Im Internet gibt's neben vielen positiven Rückmeldungen auch gesenkte Daumen für Ihr Werk.
Schadt: Zugegebenermaßen ist die Liedform sehr komplex. Ich finde, bei so etwas wie einer Weltjugendtagshymne dürfte es - bei aller Liebe zur inhaltlichen Vielschichtigkeit - vor allem um Eingängigkeit gehen. Dazu braucht es Reduktion und Wiederholung. Denken Sie nur an einen Evergreen wie "Stille Nacht". Je mehr melodische und rhythmische Themen in den Strophen hinzukommen, desto ungefälliger wird der Song. Am Ende wird nur gesungen und im Gedächtnis bleiben, was schnell einprägsam war. Der Perfektionist in mir hadert daher noch etwas mit dem Lied.
KNA: Wozu soll es überhaupt gut sein?
Schadt: Eine Weltjugendtagshymne soll Gemeinschaft stiften. Sie bereitet auf das Ereignis vor und ruft hinterher Erinnerung wach, ist quasi ein akustisches Denkmal. Oder auch ein Denk-mal: Denn immer wieder den Refrain zu singen, hat ja was Meditatives, das lenkt die Gedanken ganz auf Gott. Das jedenfalls erhoffe ich mir auch von meinem Werk.