Das Thema Finanzen hat die katholischen Bischöfe Deutschlands bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Ingolstadt nicht nur am Rande beschäftigt. Eine Reihe von Skandalen und Managementfehlern sorgt seit Monaten für negative Schlagzeilen.
Im Erzbistum Freiburg wurden Tausende von geringfügig Beschäftigten über Jahre nicht ordnungsgemäß sozialversichert. Das Erzbistum Hamburg verkündete unter Verweis auf wachsende Schuldenberge die Schließung von bis zu acht kirchlichen Schulen.
Jüngstes Glied in der unschönen Kette war der Finanzskandal im Bistum Eichstätt, wo ein leitender Finanzmann rund 50 Millionen Euro in dubiosen Immobilienanlagen angelegt und möglicherweise einen Teil veruntreut hat.
Bundesweite Relevanz
Während der Fehler in Freiburg nur regional für Wirbel sorgte, wurden die Ereignisse in Hamburg und Eichstätt auch bundesweit ein Ärgernis. Als Reaktion stellte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Montag konkrete Schritte zu mehr Transparenz und Kontrolle in Aussicht. Dabei beschwor er die gemeinsame Verantwortung der Bischöfe, die trotz der Autonomie der Einzelbistümer bestehe.
Marx weiß nur zu gut: Auch ein Skandal in einem kleinen Bistum kann der Kirche in ganz Deutschland schwer schaden. Der in Ingolstadt gastgebende Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke fand dafür das Bild der "grauen Aschenwolke", die sich auf die Versammlung lege. Zugleich sprach er von der Hoffnung auf einen neuen Aufbruch - blieb dabei aber vage.
Dabei sind Marx und Hanke Schlüsselfiguren bei einer Neugestaltung der Finanzstrukturen. Der eine kann als Konferenz-Vorsitzender entscheidende Impulse geben. Marx ist aber, ähnlich wie EU-Kommissionspräsident Juncker, darauf angewiesen, dass alle 27 Ortsbischöfe einer Finanzreform zustimmen. Hanke ist so etwas wie der Finanzminister des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD). Dieser Dachverband, der Anfang März sein 50-jähriges Bestehen feiert, fristet in finanzieller Hinsicht ein Schattendasein. Auf rund 130 Millionen Euro beläuft sich der Etat. Jedes der großen Erzbistümer wie Köln, München oder Freiburg verfügt über einen Haushalt, der mehr als fünf Mal so groß ist.
"Finanzausgleich" zwischen Ost und West
Eine weitere Parallele zur EU ist der "Finanzausgleich" zwischen reichen und armen Regionen. Hier gibt es bei der Kirche den dringendsten Veränderungsbedarf: Der vor 25 Jahren nach der deutschen Einheit beschlossene Finanzausgleich für die notleidenden Bistümer in Ostdeutschland ist nicht mehr zeitgemäß. Auch im Westen gibt es strukturell schwache Diözesen wie Essen oder Speyer, und im Osten steht nicht nur das einst beinahe bankrotte Erzbistum Berlin dank wachsender Mitgliederzahlen und sinkender Arbeitslosigkeit deutlich besser da.
Aber eine Reform des Finanzausgleichs, den VDD-Geschäftsführer Pater Hans Langendörfer ankündigte, dürfte ebenso wenig ausreichen, wie einheitliche Standards bei Transparenz und Kontrolle der Finanzen.
Auch die Vorschläge des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) vom November 2017 für eine Finanzreform sparen das grundlegende Problem aus.
Es geht um die Verfassung der Kirche
Letztlich geht es um mehr. Marx umschrieb das Problem mit den Worten, er sei "nicht der Konzernvorsitzende der Kirche in Deutschland." Damit machte er klar: Es geht um die Verfassung der Kirche. Denn ähnlich wie bei den Staaten ist eine Verlagerung der Finanzhoheit auch in der Kirche nicht möglich ohne grundlegende Verfassungsreform.
Als die Bischofskonferenz im Oktober in Fulda ihr 150-jähriges Bestehen feierte, wiesen die Festredner darauf hin, dass nun eine Weiterentwicklung dieser eher lockeren Struktur ins Auge gefasst werden könnte. Zumal ein Papst regiert, der bereit ist, Zuständigkeiten der Zentrale an die nationalen Kirchenstrukturen abzugeben. Vorschläge, wie die nationale Bischofskonferenz als eigenständige Zwischenebene zwischen Rom und dem Ortsbischof gestaltet werden könnte, wurden bislang eher misstrauisch beäugt.
Dies könnte sich angesichts der jüngsten Ereignisse und der neuen Möglichkeiten aus Rom ändern.