Bei einem Festakt in Wien haben hochrangige Kirchenvertreter das vor 50 Jahren erlassene österreichische "Orthodoxengesetz" als wichtigen Beitrag für die religiöse Vielfalt des Landes gewürdigt. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie mit Sitz in Istanbul, sprach beim Festakt in der Wiener griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale am Dienstagabend von einem Gesetz mit Vorbildwirkung für ganz Europa. Der Staat müsse die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Menschen ihren Glauben öffentlich und privat leben könnten. Das sei im 21. Jahrhundert in vielen Ländern der Welt leider nicht selbstverständlich.
Metropolit Arsenios (Kardamakis), der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich, betonte, orthodoxe Christen seien seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der österreichischen Gesellschaft. Mit dem "Orthodoxengesetz" habe die Orthodoxie in Österreich 1967 eine neue juristische Grundlage für ihr kirchliches und gesellschaftliches Wirken erhalten. Es gelte, die christlichen Werte in Österreich in Zusammenarbeit mit den anderen Kirchen und Religionen "zum Wohl aller Menschen" zu stärken.
Papst spendet 100.000 Euro für orthodoxes Kloster in Österreich
Patriarch Bartholomaios I. und Metropolit Arsenios übergab er im Auftrag des Papstes einen Spendenbetrag von 100.000 Euro für den Bau des ersten orthodoxen Klosters in Österreich. Das künftige Kloster im burgenländischen St. Andrä/Zicksee könne ein "Meilenstein auf dem Weg zur Kircheneinheit" sein, so der Kardinal. Papst Franziskus habe die Pläne für den Bau des ersten orthodoxen Klosters in Österreich von Anfang an wohlwollend unterstützt.
Patriarch Bartholomaios I. dankte dem Papst in seiner Rede für die großzügige Unterstützung. Ihn verbinde mit Franziskus eine tiefe freundschaftliche und brüderliche Beziehung, so der Patriarch. Dem Vernehmen nach soll in Kürze mit dem Bau begonnen werden. Details zum Zeitplan wurden aber noch nicht bekannt.
Der vatikanische Ökumeneminister Kardinal Kurt Koch überbrachte die Glückwünsche von Papst Franziskus. Der Papst sei dankbar für die gute rechtliche wie auch ökumenische Situation in Österreich, sagte Koch.
Über das "Orthodoxengesetz"
Anwesend bei dem Festakt waren unter anderen zahlreiche weitere katholische Bischöfe, der griechisch-orthodoxe Patriarch von Alexandrien und ganz Afrika, Theodoros II., der russisch-orthodoxe Erzbischof von Österreich, Antonij (Sevrjuk), Metropolit Isaak (Barakat) vom Patriarchat von Antiochien und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic). Seitens der Republik Österreich waren Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und die Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller gekommen.
Das 1967 vom österreichischen Nationalrat beschlossene "Orthodoxengesetz" regelt die bekenntnismäßige Zugehörigkeit zur Orthodoxen Kirche in Österreich, erkennt die orthodoxen Kirchengemeinden auf staatlicher Ebene an und ermöglicht den Bau neuer Einrichtungen. Es regelt ferner die Erteilung orthodoxen Religionsunterrichts an Schulen und vermögensrechtliche Fragen. Die Geschichte der Orthodoxen Kirche in Österreich geht mindestens bis ins 18. Jahrhundert zurück. In der Alpenrepublik leben zwischen 400.000 und 450.000 orthodoxe Christen.