DOMRADIO.DE: Können Sie mir etwas über Ihre Kirche, St. Andreas, erzählen?
Christian Kaltenbach (Hauptamtlicher Küster in Leverkusen-Schlebusch): St. Andreas ist eine doppeltürmige Backsteinbasilika, die 1889 gebaut worden ist. Sie ist ganztägig geöffnet und befindet sich in der Fußgängerzone in Leverkusen-Schlebusch, wird also auch tagsüber sehr häufig von Leuten besucht. Sie ist die Hauptkirche unseres Seelsorgebereichs und an dieser Kirche bin ich seit 20 Jahren hauptamtlich als Küster tätig.
DOMRADIO.DE: Was genau sind denn Ihre Aufgaben da als Küster?
Kaltenbach: Es geht morgens früh mit dem Aufschließen los. Ein kurzer Blick, ob alles in Ordnung ist, nach dem Blumenschmuck schauen, Opferlichter nachlegen, gemeinsam mit einem Kirchenveraltungsmitglied die Opferstöcke leeren. Und dann kommen natürlich die Gottesdienste dazu. Die äußere Vor- und Nachbereitung der Gottesdienste ist die Kernarbeit eines jeden Küsters oder einer jeden Küsterin. Weitere Höhepunkte sind der Krippenbau, der Osterschmuck. Der Festtagsschmuck ist eine Sache, die mir insbesondere gefällt, weil man sich da immer auch ein Stück selbst verwirklichen kann. Der Küster übernimmt das, was meist hinter den Kulissen passiert, sodass es von dem klassischen Gottesdienst- oder Korchenbesucher kaum wahrgenommen wird.
DOMRADIO.DE: Das ist der Punkt: Ich kriege relativ wenig von Ihrer Arbeit mit. Was kann ich denn aber als Gottesdienstbesucher machen, um ihnen die Arbeit leichter zu machen?
Kaltenbach: Wenn jetzt jeder seine Sitzkissen wieder an die Bank hängt, das Gotteslob zurückbringt und Taschentücher wieder einsteckt, dann ist für mich schon mal ein großer Teil der Arbeit erledigt. Aber das sind eher Kleinigkeiten, die man so im Vorbeigehen erledigt.
DOMRADIO.DE: Sie machen das seit über 20 Jahren – wie kam es denn dazu?
Kaltenbach: St. Andreas ist meine Taufkirche, da bin ich zur Erstkommunion gegangen und gefirmt worden. Ich war dort fast 15 Jahre Ministrant und mein Großvater war dort schon Küster. Die Stelle ist, nachdem der Nachfolger meines Großvaters in Rente gegangen ist, an mich durch den Kirchenvorstand herangetragen worden. Und ich habe mich dann entschlossen von meinem Lehrberuf, Bau- und Möbelschreiner, zum Küsterberuf zu wechseln. Und ich habe es nicht bereut.
DOMRADIO.DE: Sie sind hauptamtlicher Küster, das heißt Sie sind angestellt und werden dafür bezahlt. Jetzt gibt es in einigen Bistümern den Trend, das durch Ehrenamtliche machen zu lassen. Wie finden Sie das?
Kaltenbach: Das kann man so ein wenig mit gemischten Gefühlen sehen. Für uns als hauptamtliche oder teilzeitbeschäftigte Mitarbeiter ist das Ehrenamt immer auch eine Konkurrenz. Grundsätzlich stehe ich dem Ehrenamt positiv gegenüber. Es ist aber für mich immer schwieriger – ich bin ja auch vom Ehrenamt abhängig, insbesondere, wenn es um die Urlaubs- und Krankheitsvertretung geht, oder wenn große Feste anstehen, wie Fronleichnam oder der Aufbau der Weihnachtskrippe, wo dann auch logistische Aufgaben beweltigt werden müssen, wo man Leute zum Anpacken braucht.
Da merke ich, dass immer weniger Leute dazu bereit sind. Da gehen bei vielen Leuten andere Dinge vor. Ich erlebe, dass man sich nicht mehr so gerne an feste Aufgaben bindet. Wenn ich jetzt jemanden anspreche und sage: "Ich würde Sie gerne für die Küstervertretung dauerhaft anwerben", – das Bistum zahlt ja auch eine Aufwandsentschädigung – dann muss ich oft erleben, dass die Antwort lautet: "Gelegentlich mal helfen gerne, aber ich möchte mich nicht vor die Karre spannen lassen".
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.