DOMRADIO.DE: Seit einigen Tagen schon gibt es die Möglichkeit, den Verstorbenen noch einmal zu sehen. Kardinal Lehmann liegt aufgebahrt in der Kirche des Mainzer Priesterseminars. Warum dort und nicht etwa im Mainzer Dom?
Tobias Blum (Leiter der Pressestelle im Bistum Mainz): Es ist richtig, dass Mitglieder des Domkapitels oder auch verstorbene Weihbischöfe im Mainzer Dom in der sogenannten Memoriae aufgebahrt werden. Bei Bischöfen ist das Interesse nochmal um ein Vielfaches größer. Vor 30 Jahren, als Kardinal Volk gestorben ist, war er in der Kirche St. Ignaz in der Mainzer Innenstadt aufgebahrt. Das war damals gewählt worden, weil er dort Kaplan gewesen ist. So einen persönlichen Bezug gibt es bei Kardinal Lehmann nicht und das ist eben die Kirche des Priesterseminars. Bei einem Bischof gibt es auch einen Trauerzug in den Dom. Deswegen hat man eine Kirche gewählt, die in der Nähe ist und macht den Trauerzug durch die Altstadt in den Dom. Würde man den Kardinal im Dom aufbahren, würde der Dom in dieser Zeit nur noch für die Aufbahrung nutzbar sein. Das Requiem wird ja auch im Fernsehen übertragen. Da kann man nicht mehrere Tage aufbauen, wo eine Aufbahrung stattfindet. Es gibt also viele Gründe, die zusammenkommen, warum der Kardinal in der Augustinerkirche aufgebahrt ist.
DOMRADIO.DE: Wie nehmen die Menschen denn das Angebot des Abschiednehmens wahr? Kommen viele?
Tobias Blum: Ja, es herrscht ein großes Interesse. Abends ist um 17 Uhr ein Requiem, das abwechselnd von den Mitgliedern des Domkapitels gehalten wird. Da ist die Kirche voll und da müssen manche Menschen sogar aus Platzgründen stehen. Wir haben etwa 220 Sitzplätze in der Augustinerkirche und die ist voll. Morgens haben wir um 9 Uhr eine Laudes. Da gibt es auch viele Menschen, die mitbeten. Um 12 Uhr wird die Sext gebetet und auch dann gibt es natürlich einen steten Strom von Menschen. Die Augustinerstraße liegt in der Fußgängerzone in der Altstadt der Mainzer Innenstadt, und da ist natürlich immer viel los. Das wird wirklich von vielen Menschen angenommen.
DOMRADIO.DE: Dort in der Seminarkirche liegt auch ein Kondolenzbuch aus. Aber auch wer nicht den Weg dorthin findet, kann seine Worte für Kardinal Lehmann niederschreiben. Nämlich wie?
Blum: Es gibt ein Online-Kondolenzbuch auf der Internetseite des Bistums Mainz (www.bistum-mainz.de). Dort sind inzwischen über 700 Einträge mit teilweise sehr anrührenden Texten, auch Geschichten und Begegnungen Einzelner mit dem Kardinal. Das sind wirklich sehr anrührende Dinge, die dort zu lesen sind.
DOMRADIO.DE: Das sind bewegende Tage jetzt für das ganze Bistum. Was hat Sie persönlich besonders gerührt?
Blum: Da muss ich ganz ehrlich sein: Ich habe momentan so viele Dinge um die Ohren, die auch im Zusammenhang mit der Beisetzung und dem großen Interesse von Journalisten zusammenhängen. Momente der Ruhe, in denen ich mir das vor Augen führen kann, gibt es in dieser Woche ehrlich gesagt nicht.
DOMRADIO.DE: Die Gläubigen haben noch eine Weile Zeit, um dem Kardinal die letzte Ehre zu erweisen. Bis wann wird das möglich sein?
Blum: Die Aufbahrung wird bis kommenden Dienstag sein. Die Seminarkirche ist bis dahin geöffnet, jeweils von 9 Uhr bis zum Ende des Requiems, also etwa 18 Uhr. In dieser Zeit kann man persönlich zum aufgebahrten Leichnam gehen und sich dort verabschieden.
DOMRADIO.DE: Wie geht es nach dieser Phase des Abschiednehmens weiter? Die Beisetzung des Kardinals ist ja für den 21. März, den kommenden Mittwoch vorgesehen.
Blum: Genau. Da findet die Beisetzung im Mainzer Dom statt. Sie wird im Fernsehen – im SWR und im Hessischen Rundfunk – live übertragen. Um 14 Uhr beginnt der Trauerzug von der Seminarkirche bis zum Dom. Das wird teilweise auch im Fernsehen zu sehen sein. Am Ende des Gottesdienstes findet die Beisetzung in der Bischofsgruft unter dem Westaltar des Mainzer Domes statt. Das ist seit Anfang des letzten Jahrhunderts die Grablege für die Mainzer Bischöfe.
Bei diesem Gottesdienst werden natürlich nicht alle Menschen, die das gerne möchten, in den Dom passen. Etwa 1.500 Plätze wird es dort geben. Der Dom wird grundsätzlich für die Öffentlichkeit offen sein. Es gibt etwa 300 reservierte Plätze, aber um 13 Uhr wird geöffnet und dann hat man die Möglichkeit, in den Dom zu kommen. Es gibt allerdings auch eine Außenübertragung – so wie es schon bei der Bischofsweihe im vergangenen Jahr war. Da stehen auf dem Liebfrauenplatz etwa 1.000 Sitzplätze zur Verfügung mit einer sehr großen Leinwand und es gibt genug Platz, um zu stehen. Also da passen viele Menschen hin. Möglicherweise gibt es auch noch die Möglichkeit, im Kreuzgang zu stehen und dort auf Monitoren den Gottesdienst zu verfolgen. Jedenfalls können auch alle Menschen, die außerhalb des Domes sein werden, diesen Gottesdienst mitfeiern und es wird auch draußen die heilige Kommunion verteilt und auch Gottesdiensthefte sind vorhanden. Bei der Bischofsweihe hat sich gezeigt, dass das von den Menschen auch angenommen wird.
Das Interview führte Hilde Regeniter.