Am Morgen flog der Papst mit dem Helikopter zunächst in den Geburtsort des Heiligen, Pietrelcina bei Benevento. Anschließend reiste er weiter in den rund 130 Kilometer entfernten Wallfahrtsort San Giovanni Rotondo, wo der schon zu Lebzeiten als wundertätig verehrte Kapuzinerpater wirkte und begraben liegt.
Gläubige harren stundenlang aus
In Pietrelcina besuchte Franziskus den Ort, an dem Pater Pio (1887-1968) kurz nach seiner Priesterweihe 1910 erstmals seine mysteriösen Kreuzigungsmale empfing. Viele Gläubige harrten seit dem frühen Morgen an der Wallfahrtsstätte in der Nähe des Dorfes aus, um den Papst zu begrüßen.
In einer Ansprache an die Gläubigen beklagte der Papst die Abwanderung von Jugendlichen aus der süditalienischen Region aufgrund mangelnder Berufsperspektiven. "Bittet die Madonna, dass sie euch die Gnade gibt, dass die jungen Leute Arbeit hier finden, bei euch, nahe der Familie", sagte der Papst. Auch der für Pietrelcina zuständige Erzbischof Felice Accrocca von Benevento beklagte die durch Infrastrukturmängel im Süden erzwungene Arbeitsmigration von Jugendlichen.
Franziskus nannte zugleich die Alten einen Schatz an Weisheit. Die Bevölkerung mahnte er zu Eintracht. Wenn ein Dorf streite, könne es nicht wachsen.
Besuch in Klinik
In San Giovanni Rotondo besuchte der Papst die von Pater Pio gegründete Klinik "Casa Sollievo della Sofferenza", um kleinen Krebspatienten in der pädiatrischen Abteilung Trost zuzusprechen.
Anschließend wurde er von Kapuzinern in der Kirche Santa Maria delle Grazie empfangen. Dort verehrte Franziskus das Kruzifix, vor dem Pater Pio im September 1818 dauerhaft die Wundmale eines Gekreuzigten, die sogenannten Stigmata, erhielt.
Danach verweilte der Papst kurz vor dem Glasschrein mit den mumifizierten sterblichen Überresten des Heiligen. Der Leichnam Pater Pios wurde der besseren Zugänglichkeit halber in der Kirche Santa Maria delle Grazie aufbewahrt. Am Sonntag soll er erneut in seine Gruft in der benachbarten modernen Pilgerkirche übertragen werden.
Papstmesse unter freiem Himmel
Den Schlusspunkt des dreieinhalbstündigen Besuchsprogramms in San Giovanni Rotondo bildete eine Papstmesse unter freiem Himmel.
Im Februar 2016 hatte Franziskus zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit die Reliquie Pater Pios in den Petersdom bringen lassen. Hintergrund war das Wirken des Kapuziners als Beichtvater und charismatischer Seelsorger. Während der Aufbahrung in Rom kamen nach Kirchenangaben rund eine halbe Million Menschen, um den Volksheiligen zu sehen.
Pater Pio gehört zu den populärsten Heiligen Italiens, er wird vor allem im Süden des Landes als Helfer in allen Notlagen verehrt.