DOMRADIO.DE: Sie haben als Diakon im Kölner Dom viel in dieser Woche zu tun. Was für Aufgaben stehen da an?
Reimund Witte (Kölner Domdiakon): Gleich geht es schon weiter in den Dom, um mit einer liturgischen Probe mit den Seminaristen und unseren Messdienern die Abläufe vorbereiten.
DOMRADIO.DE: Was genau sind das für Abläufe?
Witte: Welche Wege zu gehen sind, was mitzunehmen ist, welche Dienste wer übernimmt, wer Lektor bei welchen Lesungen ist. All solche Dinge werden dann für die einzelnen Gottesdienst in dieser heiligen Woche besprochen.
DOMRADIO.DE: Da sind ja an den einzelnen Tagen besondere Elemente dabei, oder?
Witte: Heute proben wir zunächst der Ablauf der Chrisam-Messe. Dann am Donnerstag feiern wir abends den Gründonnerstag-Gottesdienst mit der Einsetzung des Abendmahls und der Fußwaschung. Der wird dann heute mitbesprochen. Und am Freitag gibt es dann eine zweite Probe für den nachmittäglichen Gottesdienst. Diese Probe nimmt dann vor allem die Osternacht in den Fokus. Denn auch die müssen wir mal durchdenken, damit alle das Richtige an der richtigen Stelle tun.
DOMRADIO.DE: An diesem Montag wird die Chrisam-Messe gefeiert. Was genau ist eine Chrisam-Messe?
Witte: Die Chrisam-Messe findet normalerweise - und in vielen anderen Bistümern ist das auch so - am Gründonnerstag statt. Am Gründonnerstag darf ja nur ein einziger Gottesdienst sein, nämlich der mit der Fußwaschung nach Einsetzung des Abendmahls. Der wird ja auch im Kölner Dom begangen. Deshalb wird im Erzbistum Köln die Chrisam-Messe im Kölner Dom seit mehreren Jahren auf den Karmontag vorverlegt, damit neben den Geistlichen auch viele Gläubige daran teilnehmen können.
DOMRADIO.DE: Ist die Messe für sie etwas Besonderes?
Witte: Unser inzwischen verstorbener Kardinal Joachim Meisner hat damals schon einen sogenannten Oasentag eingeführt, wo er alle Priester des Bistums, die Diakone und die pastoralen Dienste einlädt, dabei zu sein, wenn er die heiligen Öle weiht. Die Priester haben dann auch noch mal die Möglichkeit, ihr Weiheversprechen zu erneuern.
DOMRADIO.DE: Wieso Oase?
Witte: Wie der Name Oase sagt, ist das ein Ort, wo man sich geistlich noch einmal auch auf die heilige Woche vorbereitet - auf das Triduum. Das beginnt mit einem Vortrag in der Minoritenkirche. Dann gibt es die Möglichkeit zu beichten. Und danach dann beginnt die Messe, in der dann die drei Öle geweiht werden - das ist das Chrisam-Öl, das Krankenöl und es ist das Katechumenenöl. Und alle drei Öle werden dann, nachdem sie geweiht sind, ausgegeben. In kleinen Gefäßen verbreitet sich dann das gesegnet und geweihte Öl über die gesamte Diözese. Und über das Jahr hinweg werden dann alle, die getauft werden, die gefirmt werden, die zum Priester geweiht werden, die krank sind, die Taufbewerber sind, mit diesem Öl in irgendeiner Weise in Berührung kommen.
DOMRADIO.DE: Nach Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag kommt die Osternacht. Eine der beeindruckendsten Liturgien in der katholischen Kirche überhaupt. Was macht die Osternacht im Kölner Dom so besonders?
Witte: Zunächst einmal ist es wie in allen anderen Kirchen auch die Dunkelheit, die einen sehr in Anspruch nimmt. Man weiß, dass Jesus Christus noch im Tode liegt. Karfreitag liegt noch nicht lange zurück. Diese Dunkelheit des Todes wird in der Feier der Osternacht aufgebrochen, indem es von der Dunkelheit ganz allmählich heller wird und es wirklich "zum Licht kommt". Die Dunkelheit, Tod, Angst, Not und Verzweiflung haben nicht das letzte Wort, sondern das Licht siegt über die Dunkelheit. Die Auferstehung, das Leben siegt über den Tod.
Das Kreuz, das wir an Karfreitag verehrt haben, wird für uns zum Zeichen des Sieges über den Tod. Das macht sich fest an dem Kreuz, das auf der Osterkerze ist, die dann am Osterfeuer entzündet wird. Dieses Licht verbreitet sich dann ganz allmählich im Dom. Ich singe dann das "Lumen Christi" drei Mal und erhebe dabei die brennende Osterkerze. Dann wird es immer heller im Dom. Schließlich kommt das große Osterlob, das dann zur Kerze hin gesungen wird. Die Kerze repräsentiert für uns den auferstandenen Christus. Das ist jedes Jahr eine überwältigende Feier, die einen vollkommen mitnimmt.
Das Interview führte Verena Tröster.