Was die Welt heute in Konflikten und Spannungen bezeuge, sei die Konsequenz des Todes, dessen Schatten "der zynische Gebrauch von Macht" sei, die über das Schicksal ganzer Völker entscheide, so der Leiter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, in der zentralen Ostermesse in der Grabeskirche. Auch wenn ein Blick in die Region zeige, wie sehr die gegenwärtigen Zeiten vom Tod geprägt seien und wie wenig Wert das Leben habe, wolle er nicht die "übliche Litanei des Todes wiederholen, der uns umschließt wie das Leinen, das Jesu Körper umwickelt hat", so der Italiener wörtlich. Pizzaballa rief die Gläubigen auf, ohne Angst an jene Orte zu gehen, in denen der Tod zu regieren scheine. Ostern zeige, dass all diese Gräber und Wunden "im tiefsten Innern nicht lebensbedrohlich" seien.
"Emmausmärsche" am Ostermontag
In der Grab-Ädikula feierten unterdessen verschiedene Gruppen Ostergottesdienste. Die deutschsprachigen Lutheraner feierten ihren Ostergottesdienst in den frühen Morgenstunden auf dem Gelände der evangelischen Himmelfahrtkirche am Ölberg. Am Ostermontag bieten verschiedene christliche Gruppen "Emmausmärsche" an. Sie gehen dabei jenen Weg der biblischen Erzählung nach, auf dem sich Jesus nach seiner Auferstehung gemäß der Überlieferung erstmals seinen Jüngern zeigte.
Für die Ostkirchen, deren Ostersonntag aufgrund unterschiedlicher Kalenderberechnungen in diesem Jahr auf den 7. April fällt, hat mit den Palmsonntagsprozessionen die Heilige Woche begonnen. Als Höhepunkt der ostkirchlichen Feiern in Jerusalem gilt dabei die über 1.200 Jahre alte Liturgie des "Heiligen Feuers" am Samstagmittag (6. April). Nach orthodoxem Volksglauben entzündet sich auf wundersame Weise eine Flamme an der als Grab Christi verehrten Kapelle. Das Feuer wird anschließend an die Gläubigen weitergereicht.