Papst Franziskus hat eine Unfähigkeit beklagt, sich vergeben zu lassen. Viele seien versucht, sich hinter verschlossenen Türen zu verschanzen, sagte er bei einer Messe am Sonntag auf dem Petersplatz. Scham über eigenes Fehlverhalten sei bereits der erste Schritt zu einer befreienden Begegnung. "Es bedeutet, dass wir das Böse nicht annehmen", so der Papst. Das "Drama" sei, wenn man sich für nichts mehr schäme.
Franziskus nannte Schamgefühl eine "versteckte Einladung der Seele" zur Vergebung. Dabei warnte er vor Resignation und vor Unversöhnlichkeit sich selbst gegenüber. Der Schmerz über die immer gleichen Sünden dürfe nicht dazu führen, auf die Barmherzigkeit Gottes zu verzichten. "Es ist ein wohltuender Schmerz, der uns allmählich von der Sünde trennt", so der Papst. Die Kraft des Lebens liege darin, Vergebung zu empfangen "und weiter zu gehen, von Vergebung zu Vergebung".
Gott tritt auch durch verschlossene Türen
Sich selbst nicht verzeihen zu wollen, nannte Franziskus eine "Panzertür". Auch diese sei allerdings für Gott nicht unüberwindlich. Gott liebe es, "bei verschlossenen Türen einzutreten", um dort Wunder zu wirken. "Wenn wir beichten, geschieht das Unerhörte: Wir entdecken, dass gerade diese Sünde, die uns vom Herrn fernhielt, zum Ort der Begegnung mit ihm wird", sagte der Papst. Barmherzigkeit sei nicht eine Eigenschaft Gottes unter anderen, sondern "sein Herzschlag selbst".
Franziskus feierte den Sonntag nach Ostern, der traditionell "Weißer Sonntag" genannt wird, als "Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit". Johannes Paul II. (1978-2005) hatte diese Widmung im Jahr 2000 eingeführt. An dem Gottesdienst auf dem Petersplatz nahmen auch "Missionare der Barmherzigkeit" teil, die Franziskus anlässlich des Heiligen Jahrs 2016 berufen hatte. Dabei handelt es sich um Priester, die vom Papst besondere Vollmachten zur Sündenvergebung erhielten.
Verurteilung von Giftgasangriff in Duma
Außerdem verurteilte Franziskus den mutmaßlichen Giftgasangriff auf Duma in der syrischen Region Ost-Ghuta. Nichts könne den Einsatz von Massenvernichtungsmitteln gegen wehrlose Menschen rechtfertigen, sagte er. Das 81 Jahre alte Kirchenoberhaupt äußerte sich bestürzt über die "schrecklichen Nachrichten", nach denen Dutzende Menschen, unter ihnen viele Frauen und Kinder, durch einen Luftangriff mit chemischen Substanzen ums Leben gekommen seien.
"Es gibt keinen guten und schlechten Krieg", sagte der Papst. Die politisch und militärisch Verantwortlichen müssten den Weg der Verhandlungen beschreiten. Dieser könne als einziger Frieden bringen. Die Alternative sei "Tod und Zerstörung", betonte Franziskus. Mit Zehntausenden Gottesdienstbesuchern betete er für die Getöteten und die betroffenen Familien.
Mehrere Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass bei syrischen Luftangriffen auf die von Rebellen gehaltene Stadt Duma Chlorgas eingesetzt wurde. Es ist von bis zu 150 Todesopfern die Rede. Syrische Regierungsmedien wiesen die Berichte zurück.