Ein "Haus für die Menschen", einen Ort für Begegnung, Entfaltung und Dialog, hatte sich Joachim Braun, der Leiter des Bildungswerkes Neuss, gewünscht, als es an die Planung eines Neubaus für das 1964 errichtete Edith-Stein-Haus an der Schwannstraße und damit seines ganz persönlichen Wirkungsfeldes ging. Und dass diese Adresse nun seit weit mehr als 50 Jahren genau dafür steht, zeigte die Vielzahl der Gäste – auch aus der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik – die an diesem Vormittag auf seine Einladung und der des Trägervereins hin, der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Weiterbildung Neuss, zur Einweihung ihren Weg in das großzügig und nach modernem Standard ausgerichtete Gebäude – in Blickkontakt zu den Kirchen St. Marien und dem Quirinus-Münster – fand.
Kirchlicher Segen
Einem "Familientreffen" gleich kam dann der Festakt, bei dem der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki dem neuen Bildungshaus seinen kirchlichen Segen gab, nachdem es bereits im Januar in Betrieb genommen worden war. Man kannte sich untereinander, und so fielen die Begrüßungsrituale ausgesprochen herzlich aus. Kaum jemand erinnerte sich bei diesem festlichen Anlass nicht an seine eigene Geschichte mit dem Edith-Stein-Haus, an die vielen Kursangebote, von denen schon die ganze Familie gezehrt hatte und aus denen speziell Eltern Unterstützung und Hilfestellungen bei den vielfältigsten Lebens- und Glaubensfragen beziehen sollen.
Es gehe in dieser Einrichtung um gemeinsames Lernen, Spielen und Feiern, erklären Joachim Braun, der Leiter des Hauses, und Bruno Braun, der verantwortliche Architekt, in der aktuellen Festschrift zum Selbstverständnis des – nicht zuletzt vom Erzbistum Köln erteilten – Bildungsauftrags. "Von dem im Haus Erlebten und Gelernten gehen neue Impulse für das Leben 'draußen' aus. Gleichzeitig dient es als Ideenschmiede und Organisationszentrale für eine Vielzahl dezentraler Veranstaltungen mit verschiedensten Kooperationspartnern vor Ort." Die Atmosphäre solle befreiend wirken, damit der Alltag unterbrochen, Neues gewagt und Orientierung gefunden werden könne. Willkommen, um zu verweilen – so solle sich jeder fühlen, der das Haus betrete.
Maßgeschneiderte Räume
Den unterschiedlichen Zielgruppen, deren Bedarf und Nutzungsanspruch stehen nun auf vier Etagen maßgeschneiderte Räume zur Verfügung; eine Vielfalt, die unter anderem vom Eltern-Kind-Treff über einen Entspannungsraum, einen Kreativraum, eine Küche mit Essraum und Räumen der Verwaltung bis hin zu kleinen wie großen Seminarräumen reicht. Dieses Haus stehe sinnbildlich für das, was es in bewegten Zeiten, den Stürmen und Wellenbewegungen des Lebens, auszuhalten gegolten habe, was bisher aber gelungen sei, da Jesus Christus stets der Mittelpunkt dieser Einrichtung gewesen sei, formulierte Kardinal Woelki in seiner Ansprache. Schließlich habe er die Menschen in diesem Haus bis heute durch die Jahrzehnte getragen. Bildung habe bereits einen Wert an sich, betonte der Kölner Erzbischof außerdem. Und so führe Bildung den Menschen in seiner Entwicklung auch zu der Übernahme von Verantwortung. Auch wolle Bildung immer Ausdruck der eigenen Glaubensüberzeugung sein, sagte Woelki.
Mit seinem Namen, dem der Heiligen Edith Stein, bekenne sich dieses Bildungszentrum daher zu einem beispiellosen Zeugnis, führte er weiter aus. "Edith Stein ist eine mächtige Fürsprecherin, auf die wir uns sicher verlassen dürfen – gerade auch bei den drängenden Fragen, wie sich Europa politisch, gesellschaftlich und religiös weiterentwickeln wird." Denn der in Auschwitz ermordeten Philosophin und Karmelitin sei es stets um Wahrheitssuche gegangen. Und Bildung, die immer auch mit Herzensbildung einhergehe, werde sich immer mit der Wahrheitsfrage auseinandersetzen müssen. "Und so wird die Angst vor der Gegenwart, der Zukunft, der Überfremdung und dem Tod keinen Platz mehr in unserem Leben haben", unterstrich Woelki und wandte sich an die Gastgeber: "Zu diesem Haus, in dem jeder als Geschenk Gottes betrachtet wird, kann ich Sie nur beglückwünschen!"
Mit einer Erarbeitung eines pädagogischen Konzeptes
"Ich freue mich mit Ihnen über diesen neuen, im wahrsten Sinne des Wortes 'herausragenden' und inspirierenden Ort für Familien und für die Kirche in Neuss", würdigte Petra Dierkes, Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbistum Köln, den Neubau im Herzen der Stadt. Gemeinsam mit Dr. Peter Scharr, Leiter der Abteilung Bildung und Dialog, war sie maßgeblich an der Erarbeitung des pädagogischen Konzeptes zu der Neuauflage dieser Neusser Bildungseinrichtung beteiligt gewesen. Im Sinne des Pastoralen Zukunftsweges, der nach Orten suche, an denen Menschen mit der Botschaft Jesu in Kontakt kämen und wiederum Menschen begegneten, die in seinem Geist, in seiner Nachfolge arbeiteten und wirkten, sei dieses Haus ein solcher Ort, betonte sie.
Ein Ort, der überrasche, an dem über das Erwartete hinaus auch das Unverhoffte geschehe: nämlich Begegnung, ein Berührt-werden von dem Schicksal des Anderen sowie eine Ahnung davon, wie das Reich Gottes in unser Leben hineintrete und mitten unter uns Wirklichkeit werden könne. Das Haus baue auf einer langjährigen Tradition auf, befand die Theologin, und wage doch das Neue im Vertrauen auf Gott. Es lasse transparent das Licht und das Leben von draußen herein und strahle zugleich in die Stadt hinaus. Und es stehe für einen einladenden Ort, der durchlässig sei für die gute Nachricht Gottes, "dass er uns das Leben in seiner ganzen Fülle geben will".