Katastrophale Auswirkungen der Syrien-Krise auf den Libanon beklagt der maronitische Patriarch, Kardinal Bechara Boutros Rai. Alle Straßen aus dem Libanon in die Arabische Welt seien durch den Krieg blockiert, sagte der Kardinal im Interview mit "Vatican News": "Wir haben keinen Zugang für unsere landwirtschaftlichen und industriellen Produkte nach Syrien, nach dem Irak, nach Jordanien und in die Golfstaaten."
Zukunft in der Emigration
Zugleich müssten die libanesischen Steuerzahler für 1,7 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufkommen. Dabei lebe ein Drittel der Libanesen bereits jetzt unter der Armutsgrenze. Viele suchten ihre Zukunft in der Emigration. Für die Syrien-Krise sei eine "diplomatische und politische Lösung" überfällig, verlangten Rai: "Wir sind nicht einverstanden mit der kriegerischen Auseinandersetzung, auch wenn wir nicht gehört werden."
Das libanesische Volk unterstütze die syrischen Flüchtlinge aus menschlichen Gründen, betonte der Patriarch. Die Frage sei aber, wie lange das kleine Land dies noch bewältigen könne. Rai: "Die Großmächte und die westlichen Länder lösen Kriege aus, und wir Libanesen müssen die Konsequenzen tragen."
"Wenn man Demokratie will, muss man sie anwenden und hören, was die Leute sagen"
Scharf ging der Kardinal mit der Behauptung der Anti-Assad-Staatengruppe ins Gericht, es gehe in Syrien und im Irak um die Implementierung der Demokratie: "Wenn man Demokratie will, muss man sie anwenden und hören, was die Leute sagen." Es sei nicht Aufgabe der Ausländer zu entscheiden, wer Präsident in Syrien, im Irak oder im Libanon wird.
Skeptisch äußerte sich der maronitische Patriarch über die UNO. Sie habe ihre Existenzberechtigung verloren, das habe schon Papst Johannes Paul II. gespürt. Die UNO sei mittlerweile zu einem "Instrument der Großen" geworden, damit sie "tun können, was sie wollen".
Bedford-Strohm: Militärschläge keine Lösung für Gewalt
Militärschläge wie in Syrien sind nach Überzeugung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, keine Lösung für gewaltsame Konflikte. Nach einem militärischen Angriff müsse zumindest ein Plan für die Zeit danach, für die Zukunft des Landes erkennbar sein, sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, am Montag in seinem Bericht vor der in Schwabach tagenden Synode der bayerischen Landeskirche.
Deshalb appellierten die Kirchen weltweit dringlich an die internationale Staatengemeinschaft und die Großmächte, endlich Frieden und eine zivile Zukunft für Syrien zu schaffen, sagte Bedford-Strohm. Das menschliche Leid in Syrien sei kaum noch zu ertragen. Auf barbarische Art und Weise seien gegen alle Regeln des Völkerrechts unschuldige Zivilisten mit Giftgas getötet oder schwer verletzt worden, beklagte Bedford-Strohm.
Bundesregierung: Langfristige Lösung für Syrien ohne Assad
Die Bundesregierung sieht unterdessen eine langfristige friedliche Lösung im Syrien-Krieg nur ohne den amtierenden Machthaber Baschar al-Assad. Um an diesen Punkt zu kommen, brauche es aber eine Übergangslösung und hierfür müssten mit den beteiligten politischen Akteuren Gespräche geführt werden, erklärten Regierungssprecher Steffen Seibert und die Außenamtssprecherin Maria Adebahr am Montag in Berlin. Der Weg zu dieser Lösung werde steinig sein und brauche Zeit.
Deutschland stehe an der Seite derer, die im UN-Sicherheitsrat an einer Lösung des Kriegs in Syrien arbeiteten, auch ohne sich selbst militärisch zu beteiligen, so Seibert weiter. Der Einsatz von Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung dürfe jedoch nicht ungestraft bleiben. Zunächst brauche es eine Waffenruhe sowie einen unbeschränkten Zugang humanitärer Organisationen zu den Menschen in Syrien, fügte Adebahr hinzu.
Die EU-Außenminister beraten am Montag in Luxemburg über die Lage in Syrien. Ein dauerhafter Frieden in Syrien kann nach Einschätzung von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nur mit einer "politischen Lösung" erreicht werden. Es sei dringend notwendig, einen entsprechenden Prozess neu einzuleiten, sagte Maas am Montag in Luxemburg. Daran sollten alle beteiligt sein, die Einfluss in der Region hätten. Wer Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung einsetze, könne allerdings nicht Teil der Lösung sein, sagte der Minister mit Blick auf Machthaber al-Assad.