Bischof von Tartus zur Lage im Bürgerkriegsland

"Schicksal Syriens in internationaler Hand"

Der syrische Bischof Antoine Chbeir sieht die internationale Gemeinschaft in der Pflicht, die Lage in Syrien zu verbessern. Das Ende des Krieges liege insbesondere in der Hand Russlands, der USA, Chinas und Europas, sagte Chbeir.

Konflikt in Syrien / © Uncredited/Syrian Civil Defense White Helmets/AP (dpa)
Konflikt in Syrien / © Uncredited/Syrian Civil Defense White Helmets/AP ( dpa )

Nach Einschätzung des maronitischen Bischof der Küstenstadt Tartus im Westen Syriens geht es den Kriegsparteien im Land nicht mehr um Friedensbemühungen. 2017 sei noch eine Einigung auf diplomatischem Wege in greifbarer Nähe gewesen, doch die jüngsten Bombardements hätten die Lage erneut verschärft, sagte Chbeir dem päpstlichen Hilfswerk "Kirche in Not".

Wie dieses am Dienstag weiter mitteilte, setzt der Bischof nicht mehr auf eine innersyrische Lösung. Das Ende des Kriegs liegt seiner Ansicht nach in der Hand der internationalen Gemeinschaft, insbesondere bei Russland, den USA, China und Europa.

Verelendung innerhalb der Bevölkerung

Der seit nunmehr sieben Jahren andauernde Krieg habe nicht nur viele Menschenleben gekostet, sondern auch eine Verelendung weiter Bevölkerungsteile mit sich gebracht, sagte der Bischof. "Schätzungen zufolge leben 70 Prozent der Syrer mittlerweile unter der Armutsgrenze." In Tartus liege die Arbeitslosenquote bei 30, in anderen Landesteilen bei 60 Prozent. "Und die Menschen, die Arbeit haben, verdienen kaum mehr als 60 US-Dollar im Monat." Hinzu komme der fortwährende Geldverfall.

Durch die Lage am Mittelmeer sei sein Bischofsort eine wichtige Anlaufstelle für Vertriebene und Geflüchtete, berichtete Chbeir. Die Diözese helfe derzeit rund 30.000 Binnenflüchtlingen. Auch unter erschwerten Umständen sei es notwendig, den Bitten um Unterstützung nachzukommen. Damit solle vermieden werden, dass noch mehr Menschen für immer das Land verließen, häufig über das Mittelmeer und unter Einsatz ihres Lebens.

Viele Kinder gehen nicht zur Schule

Für den Bischof steht eigenen Worten nach die Hilfe für Kinder und Jugendliche im Vordergrund. Viele hätten aufgrund des Kriegs und der Flucht keine Schule besuchen können. So habe seine Diözese allein im Februar 900 Schul- und Studienstipendien bezahlt, 2.000 Lebensmittelpakete verteilt, 800 Mietbeihilfen geleistet und über 100 Operationen für Kriegsverletzte finanziert.

Trotz der ausweglosen Situation seien viele Flüchtlinge entschlossen, in ihre Heimat zurückzukehren, erklärte Chbeir. Als die Truppen der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) Ende 2016 vielerorts vertrieben worden seien und sich eine Beruhigung abzuzeichnen schien, seien erste Bewohner wieder nach Damaskus, Aleppo oder Idlib zurückgegangen. Nun herrsche jedoch die Meinung vor, es sei besser abzuwarten. Die Menschen fühlten sich noch nicht sicher, weil wieder Bombenangriffe geflogen würden, vor allem auf Damaskus.


Quelle:
KNA