An diesem Freitag werden seine Überreste an die Moldau überführt und am Montag im Prager Veitsdom neu beigesetzt. Über vier Tage haben die tschechischen Katholiken die Möglichkeit, Abschied von dem 1969 verstorbenen Erzbischof zu nehmen.
"Ein tapferer Gottesmann, der zwei totalitären Regimen widerstand, kehrt endlich nach Hause zurück." So schrieb dieser Tage die konservative "Lidove noviny", die von den meisten Christen Tschechiens gelesene Tageszeitung. Es klang wie ein Aufatmen - und wie ein Schlussstrich unter eine Geschichte, an die sich manche noch aus eigenem Erleben erinnern können: Sie ist angetan, die Nachgeborenen aufzurütteln.
Kardinal Josef Beran (1888-1969) war ein politischer Bischof; einer, der wohl auch heute, in schwierigen politischen Zeiten, in Tschechien etwas zu sagen hätte. Wenn seine sterblichen Überreste am Wochenende nach fast 50 Jahren aus Rom zurückkehren, schickt sich zur selben Zeit die Kommunistische Partei, die ihn einst vertrieb, an, wieder eine tragende Rolle zu spielen.
"Mahnende Erinnerung"
Mit dem Segen von Staatspräsident Milos Zeman ist sie aufgefordert, die künftige Regierung in Prag zu tolerieren. Sie wird dies mit Kusshand annehmen und alles versuchen, der Regierungspolitik ihren Stempel aufzudrücken. Dazu gehört auch die Forderung, dass die Kirche jene Gelder, die sie im Rahmen der sogenannten Restitution wegen der einstigen Verstaatlichungen durch die Kommunisten zurückbekommt, versteuern muss - abredewidrig.
Auch aus diesem Grund ist die Überführung des Kardinals in den Veitsdom eine mahnende Erinnerung an die Kirche und die gesamte Gesellschaft: daran, "was Freiheit und Demokratie bedeuten", wie Berans Nachfolger sagte, der Prager Kardinal Dominik Duka.
Mehrjährige Haft
Beran war während der Nazi-Herrschaft in NS-Konzentrationslager verschleppt und unter der kommunistischen Diktatur in verschiedenen Internierungslagern eingesperrt worden. 1946 zum Prager Erzbischof ernannt, war er nach der Machtergreifung der Kommunisten 1948 praktisch amtsbehindert. Bei der Verlesung von Berans Hirtenbrief gegen die Unterordnung der Kirche unter die Staatsmacht inszenierte die Staatssicherheit einen "Aufruhr der Bürger". Beran wurde in Haft genommen - "zu seinem eigenen Schutz", wie es boshaft hieß. Damit begann eine mehrjährige Internierung.
Von 1950 bis 1963 lebte Beran unter Arrest an wechselnden, geheim gehaltenen Orten. Auch er selbst wusste nie, wo er sich befand. Seine Fenster waren bis zur Undurchsichtigkeit bemalt. Er durfte nicht mal die kommunistische Presse lesen. Rund um die Uhr wurde der Kardinal abgehört, beobachtet und fotografiert, wie die Historikerin Stanislava Vodickova berichtet. Auch nach seiner offiziellen Freilassung 1963 durfte er nicht nach Prag zurückkehren, stand stets unter Beobachtung der Staatssicherheit.
Bestattung im Petersdom
Erst 1965 gelang es dem Vatikan, Berans Ausreise nach Rom zu erwirken. Die Führung in Prag nutzte dies, um ihn des Landes zu verweisen. Damit wurde eine Rückkehr unmöglich. Seine Hoffnung darauf erfüllte sich auch im "Prager Frühling" 1968 nicht. Am 17. Mai 1969 starb Beran in Rom. Da die Kommunisten auch seinen Leichnam nicht in die Heimat ließen, erwies ihm Papst Paul VI. (1963-1978) eine besondere Ehre: Beran wurde im Petersdom bestattet, was sonst den Päpsten vorbehalten ist.
In seinem viel später aufgefundenen "Letzten Willen" hatte Beran gebeten, seine letzte Ruhe in der Heimat finden zu dürfen - entweder in seiner Geburtsstadt Pilsen oder in Prag. Dem wird nun entsprochen, fast 50 Jahre nach seinem Tod.
"Schicksal der Heimatlosigkeit"
Die "Heimkehr des vertriebenen Kardinals" gibt Gelegenheit auch zur womöglichen Versöhnung mit den nach dem Krieg vertriebenen deutschen Katholiken. Über lange Zeit hielt sich dort eine Abneigung gegen Beran. Angeblich soll er die Vertreibung der Deutschen aus ihrer böhmisch-mährisch-schlesischen Heimat unterstützt haben.
Bei einem kürzlich abgehaltenen Kolloquium in Prag, unter anderem mit Vertretern der Ackermann-Gemeinde, wurde auf Grundlage neuester Forschungen im Gegenteil eine Nähe Berans zu den Vertriebenen offenbar. Mehrfach, so hieß es da, habe man Belege dafür gefunden, dass Beran "täglich für seine tschechischen und deutschen Landsleute" bete. Er teile mit den Deutschen das "Schicksal der Heimatlosigkeit". Immerhin er kann nun in seine Heimat zurück.