Papst Franziskus hat während seines wöchentlichen Angelus-Gebets zum Gebet um neue Priester aufgerufen. Zudem verdeutlichte er, dass deutlich mehr Berufungen zum Ordensleben und zu einer christlichen Ehe nötig seien.
Der Papst äußerte seinen Appell anlässlich des katholischen Tages der geistlichen Berufungen, der am Sonntag begangen wurde und der weltweit auf seelsorgliche Berufe in der Kirche aufmerksam macht, denn in vielen Weltregionen verzeichnet die katholische Kirche einen starken Priesterrückgang, vor allem in Europa und Nordamerika. Traditionell wird dieser Tag am vierten Sonntag der Osterzeit begangen, dessen Liturgie Jesus als den Guten Hirten in den Mittelpunkt stellt.
Priesterweihe im Petersdom
Auf die Frage der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester oder eine Öffnung des Priesteramts ging der Papst während seines Angelus-Gebets nicht ein. Gott wecke in der Kirche immer wieder "Geschichten der Liebe zu Jesus Christus", sagte Franziskus. Dies sei Grund zum Dank. Er selbst hatte zuvor am Sonntagvormittag 16 Männer zu Priestern geweiht. Fünf von ihnen kommen aus dem Priesterseminar des Bistums Rom, sechs sind Nichtitaliener und absolvierten ihre Ausbildung beim Neokatechumenalen Weg, einer geistlichen Bewegung. Fünf weitere entstammen anderen religiösen Instituten. Das Alter der Neupriester reicht von 26 bis 41. Einige waren zuvor schon in anderen Berufen tätig.
Der Ruf, den Gott an einen jeden von uns richtet, ist ein Geschenk, das uns mit Freude erfüllt.
— Papst Franziskus (@Pontifex_de) 22. April 2018
Franziskus mahnte die Weihekandidaten zu Verbundenheit mit ihrem Bischof und zur Verkündigung Jesu Christi. "Lasst nicht nach, barmherzig zu sein", sagte der Papst. Die Priester sollten sich ihrer eigenen Sünden erinnern, die Gott ihnen vergeben habe.
Lockerung des Pflichtzölibats?
Bei einer für Oktober 2019 geplanten Amazonas-Synode könnte Spekulationen zufolge eine mögliche Lockerung des Pflichtzölibat für Priester erörtert werden. So machte der langjährige Amazonasbischof Erwin Kräutler den Vorschlag, verheiratete Männer zum Priesteramt zuzulassen, um die Seelsorge in dem riesigen und schwer zugänglichen Gebiet sicherzustellen.
Papst fordert Ende der Gewalt in Nicaragua
Angesichts der Proteste in Nicaragua hat Franziskus darüber hinaus zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. Es gelte, unnützes Blutvergießen zu vermeiden und die offenen Fragen friedlich zu lösen, sagte das Kirchenoberhaupt. Er sei "besorgt" über die Vorgänge in dem lateinamerikanischen Land, so der Papst. Weiter sagte Franziskus, er bete für Nicaragua und stelle sich hinter den Appell der Bischöfe des Landes, die Ausschreitungen zu beenden.
Nach Angaben des unabhängigen "Nicaraguanischen Zentrums für Menschenrechte" forderten die seit Tagen andauernden Proteste gegen die Regierung von Präsident Daniel Ortega mittlerweile 25 Todesopfer. Mehr als 60 Menschen wurden demnach verletzt. Offiziell ist von bislang zehn Toten die Rede.
Der Weihbischof von Managua, Silvio Baez, sprach von Übergriffen der Sicherheitskräfte auf Demonstranten und forderte die Regierung auf, auf Gewalt zur Niederschlagung der Proteste zu verzichten. Die Proteste waren Ende vergangener Woche eskaliert, nachdem die Regierung Pläne zu einer Rentenreform mit massiven Einschnitten in das soziale System bekanntgegeben hatte.