Gesundheitsminister Jens Spahn über den Katholizismus

"Er ist das pralle Leben"

Der Katholizismus kann laut CDU-Politiker Jens Spahn die Gesellschaft einen. "Er steht mitten im Leben, er ist das pralle Leben", sagte der Bundesgesundheitsminister gegenüber der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt".

Jens Spahn / © Kay Nietfeld (dpa)
Jens Spahn / © Kay Nietfeld ( dpa )

"Gerade, wenn die Zeiten unübersichtlich werden und die gesellschaftlichen Gruppen sich immer weiter voneinander entfremden, kann vom Katholizismus eine integrierende Kraft ausgehen, die gelassen macht", so Spahn. "Glaube kann die Gesellschaft zusammenhalten."

"Zurückhaltung in der Sprache angemessen"

Christen sollten sich politisch äußern, "die Vertreter der Amtskirche inbegriffen", forderte Spahn. "Das heißt aber nicht, dass die Kirche sich als Moralinstanz in jede tagespolitische Frage einmischen muss." Er sei jedoch erstaunt, dass die Kirchen momentan wenig zu sagen hätten zum Thema Abtreibung.

"Es gibt viele Stimmen, die fordern, den Paragrafen 219a, der Werbung für Abtreibung unter Strafe stellt, aus dem Strafgesetzbuch zu streichen", sagte Spahn. "Von den deutschen Bischöfen ist dazu kaum etwas zu hören. Warum ist das so? Ich hoffe, dass zumindest vom Katholikentag in Münster ein klares Signal zu dieser Frage ausgeht. "In Fragen des Lebensschutzes hätten die Kirchen eine wichtige Stimme. "Eine Zurückhaltung in der Sprache ist dabei angemessen, eine Zurückhaltung in der Sache nicht."

Allen Menschen die gleiche Würde zusprechen

Zur Debatte um Kreuze in bayerischen Amtsstuben merkte der CDU-Politiker an: "Ich finde es gut, wenn zur Abwechslung mal Kreuze auf- statt abgehängt werden." Gleichzeitig nannte es Spahn "irritierend, wenn hohe Kirchenvertreter plötzlich Anstoß nehmen am Kreuz", um Politikern vorzuwerfen, sie würden das christliche Symbol instrumentalisieren.

Die Botschaft, für die das Kreuz stehe, sei eine Einladung an alle Menschen, fügte Spahn hinzu. "Selbst wenn ich Atheist wäre oder andersgläubig, fände ich es beruhigend, in einer Amtsstube auf ein Selbstverständnis zu treffen, das allen Menschen die gleiche Würde zuspricht."


Quelle:
KNA