Der französische Präsident Emmanuel Macron hat für seine Vision von einem neuen Europa den Internationalen Karlspreis zu Aachen erhalten. Der Preis würdigt auch Macrons "leidenschaftlichen" Kampf gegen Nationalismus und Isolationismus. Macron sei der derzeit größte Impulsgeber des heutigen Europas, sagte Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) am Donnerstag bei der Preisverleihung. Die Auszeichnung solle Ermutigung sein, weiterhin als starke Stimme für ein neues Europa zu streiten.
Vorschläge Macrons würden "medial zerstückelt und dadurch geradezu vernichtet"
Nötig sei die Bereitschaft zum ehrlichen Austausch und das Bekenntnis, gemeinsam mehr erreichen zu können. Die bisherigen Reaktionen auf das Reformkonzept Macrons für Europa seien aber enttäuschend. Die Rede Macrons mit den Reformvorschlägen werde nicht in der Gesamtheit, sondern wie beim Eurozonen-Budjet nur in Bruchstücken diskutiert, und zwar "medial zerstückelt und dadurch geradezu vernichtet".
Bundeskanzlerin Merkel spricht Laudatio
Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte Macrons Begeisterung, Einsatz und Courage. "Du sprühst vor Ideen und hast die europapolitische Debatte mit neuen Vorschlägen neu belebt", sagte Merkel in ihrer Laudatio. Die Auszeichnung solle nicht nur Bestätigung für den richtigen Weg sein, sondern auch Bestärkung und Ansporn, den Weg zuversichtlich weiterzugehen. "Ich freue mich, auf diesem Weg mit Dir gemeinsam arbeiten zu können", sagte Merkel.
Aachener Bischof Dieser gratuliert Macron
Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zur Auszeichnung mit dem Karlspreis gratuliert. "Sie haben in Ihrem Land einen proeuropäischen Wahlkampf geführt und gewonnen. Dafür erhalten Sie heute hier in Aachen den Karlspreis, und dafür gebührt Ihnen unser aller Respekt und unsere Dankbarkeit", sagte Dieser am Donnerstagmorgen in einem Pontifikalamt im Aachener Dom. An dem katholischen Gottesdienst zum Fest Christi Himmelfahrt nahmen neben Emmanuel und Brigitte Macron auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, der spanische König Felipe VI., die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaites sowie weitere hochrangige Gäste teil. Bischof Dieser feierte die Messe gemeinsam mit dem französischen Militärbischof Antoine de Romanet de Beaun.
Militärbischof de Romanet de Beaun zur Vision Europas
Dieser mahnte in seiner Predigt, dass es längst nicht mehr genüge die Geschichte des Erfolgs der europäischen Idee zu erzählen. "Die Politik Europas braucht heute vielmehr in allen Mitgliedsländern neue Antworten auf die Sinnfrage." Daran entscheide sich unter anderem das Gelingen der Integration der muslimischen Mitbürger in Europa. "Wir als Kirchen in Europa wollen ausdrücklich dem Gemeinwohl unserer Gesellschaften dienen, indem wir den Horizont der christlichen Hoffnung aufweisen", so Dieser.