DOMRADIO.DE: Was ist so schlimm daran, Volker Münz sprechen zu lassen?
Carsten Peters (Sprecher des Bündnisses "Keinen Meter den Nazis"): Aus unserer Sicht findet damit fatalerweise eine Normalisierung der AfD und ihrer menschenverachtenden Positionen statt. Wir glauben, dass damit ein Signal gesetzt wird, das ausgesprochen schädlich sein wird und auch tatsächlich schädlich ist. Denn es wird der Eindruck erweckt, dass die Haltungen, die die AfD hat, salonfähig und für diskutabel erklärt werden. Haltungen, die sich im Wesentlichen darauf konzentrieren, dass sich aus Sicht der AfD der Wert eines Menschen an Herkunft, Glauben oder Geschlecht orientiert und eben nicht alle Menschen als gleich betrachtet. Wir sind der Auffassung, dass Positionen der AfD nicht diskutabel sind, weil sie eben aus unserer Sicht undemokratisch sind.
DOMRADIO.DE: Ein Argument, das in dem Zusammenhang immer kommt, ist die Frage, ob man die AfD nicht mit einbeziehen sollte, weil es ihnen – wenn man sie ausschließt – die Möglichkeit gibt, sich als Opfer darzustellen?
Peters: Die AfD – und das ist ja ihr Prinzip – stellt sich grundsätzlich als Opfer dar. Ich glaube das Schlimme bzw. für die AfD das Schlimmste ist, wenn sie nicht vorkommt und so ihre Positionen nicht Teil eines demokratischen Diskurses sind oder als solcher darstehen. Die AfD wird sich grundsätzlich – das haben wir in Münster auch schon oft genug erlebt – als Opfer darstellen, einfach weil sie mit ihren Provokationen auch Reaktionen hervorruft, demokratische Reaktionen hervorruft und diese Opferrolle benötigt, um die eigene Existenz zu rechtfertigen.
DOMRADIO.DE: In Münster hat die AfD das schlechteste Wahlergebnis überhaupt bekommen. Ist es nicht auch eine Chance mit Argumenten gegen so eine Einstellung zu kämpfen?
Peters: Das haben wir von Anfang an auch immer getan. Die Frage ist nur: Gibt man der AfD eine Bühne oder tut man das nicht? Wir haben von Anfang an, wenn die AfD Veranstaltungen durchführen wollte, dagegen demonstriert, deutlich gemacht, dass – im Übrigen auch mit einer breiten zivilgesellschaftlichen Beteiligung – deren Positionen nicht Teil eines demokratischen Diskurses sind, dass sie im Kern rassistisch, fremdenfeindlich und sozial ausgrenzend sind. Das ist aus unserer Sicht auch der Grund, weshalb es der AfD nicht gelungen ist, hier in Münster Fuß zu fassen. Wir haben immer wieder erleben müssen, dass mit Provokationen und Beleidigungen gegen andere – Anfang des Jahres zum Beispiel gegen den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Münster – versucht wird, bestimmte Themen und Haltungen innerhalb des Kreises zu platzieren. Diesen Haltungen und Meinungen widersprechen dann auch die anderen Parteien. Aber das Thema ist damit in der Öffentlichkeit, die Haltung ist in der Öffentlichkeit. Wir sind der Auffassung, dass man das nicht noch dadurch unterstützen darf, dass man der AfD eine Bühne gibt und damit den Eindruck erweckt, die AfD-Positionen seinen diskutable Positionen genau wie die von demokratischen Parteien.
DOMRADIO.DE: Am Samstag um 12 Uhr rufen Sie zur Großdemo auf. Was ist das Ziel?
Peters: Das Ziel ist noch einmal deutlich zu machen, dass es eben diese Normalisierung der AfD und ihrer Positionen nicht geben darf. Ich denke, wir haben eine ganz gute zum Katholikentag passende Besetzung von Rednern gewinnen können, unter anderem Lothar König, der Stadtjugendpfarrer aus Jena, der sich seit Jahren und Jahrzehnten gegen Rechtsradikalismus und gegen Neonazis engagiert. Wir haben jemanden vom Institut für Theologie und Politik hier aus Münster und auch weitere Redebeiträge aus der Zivilgesellschaft. Im Rahmen der Kundgebung findet unter anderem auch ein Flashmob statt, "Münster – Stadt der Zuflucht", mit dem sich dafür eingesetzt wird, dass Münster geflüchtete Menschen aufnimmt.