Ein neuer Ansatz des theologischen Dialogs zwischen Katholiken und Protestanten steht nach Angaben der Leiter der zuständigen Kommission vor dem Abschluss. Bischof Karl Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Christian Schad betonten am Freitag beim Katholikentag in Münster, die fünfjährigen Sondierungen zwischen dem Päpstlichen Einheitsrat und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hätten sich als fruchtbar erwiesen. Bei den Gesprächen habe der Einheitsrat erstmals nicht mit einer konfessionellen Gemeinschaft auf Weltebene verhandelt und auf protestantischer Seite seien unterschiedliche Strömungen vertreten.
In der GEKE sind 105 lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus über 30 Ländern zusammengeschlossen, die nach eigenen Angaben mehr als 50 Millionen Protestanten repräsentieren. Als Unterzeichner der Leuenberger Konkordie von 1973 gewähren sie sich gegenseitig Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.
Taufe als "Band der Einheit"
In dem noch unveröffentlichten Abschlussdokument des Dialogs, das der GEKE-Vollversammlung im September in Basel vorgelegt werden soll, werde das Thema Kirchengemeinschaft anhand zentraler Aussagen aus beiden konfessionellen Traditionen erörtert, sagte Wiesemann. Dabei hätten sich trotz unterschiedlicher Zugangsweisen und Begrifflichkeiten "fundamentale Gemeinsamkeiten" herausgestellt. "Das gemeinsame Fundament ist da", betonte der Bischof von Speyer. Die Überlegungen führten weiter als bisherige Texte. Auch bei der schwierigen Amtsfrage sei man sich näher gekommen.
Wesentlich für die Kirche sei das "ordinierte Amt", ergänzte Schad, das freilich noch unterschiedlich aufgefasst werde. Weiter hob er hervor, dass eine bereits vorhandene "partielle Kirchengemeinschaft" festgestellt werde. Dabei werde die Taufe als "Band der Einheit" gesehen, so der pfälzische Kirchenpräsident. Zwischen Protestanten und Katholiken ist unter anderem strittig, ob eine Form von "sichtbarer Einheit" das Ziel der Ökumene ist oder ob es schon jetzt eine Kirchengemeinschaft geben kann unbeschadet unterschiedlicher Bekenntnisse wie bei der GEKE.
Die Tübinger katholische Theologin Johanna Rahner forderte angesichts dessen eine neue Streitkultur der Kirchen. Sie dürften sich nicht mit einer "Billigvariante" zufriedengeben, sondern müssten um die "bessere Lösung" ringen. Eine "versöhnte Verschiedenheit" sei nur zu erreichen, "wenn man sich vorher anständig gestritten hat", so die Theologin.