Am Sonntagmorgen waren bei einer Attacke auf die katholische Kirche Santa Maria laut Medienberichten mehrere Menschen getötet worden, darunter einer der mutmaßliche Attentäter. Bei zwei weiteren Explosionen in einer protestantischen Kirche sowie einem Gotteshaus einer pfingstkirchlichen Gemeinde starben weitere Menschen. Mindestens 40 Personen wurden verletzt. Medienberichten zufolge entdeckte die Polizei in zwei weiteren katholischen Kirchen in der Hauptstadt Ostjavas – Sankt Jakobus und Gereja Hati Kudus Yesus – weitere Bomben.
Die Attentäter sollen laut Indonesiens Polizeichef Tito Karnavian einer Familie angehören und Verbindungen zur Terrorgruppe Jamaah Anshar Daulah (JAD) gehabt haben. Die JAD versteht sich als Ableger der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS). Der IS beanspruchte die Anschlagsserie laut Medienberichten für sich.
Frau reißt Kinder mit in den Tod
Den Angaben zufolge soll der Vater den Anschlag auf die Kirche der pfingstkirchlichen Gemeinde verübt haben. Die Mutter habe gemeinsam mit ihren beiden neun und zwölf Jahre alten Töchtern die Bombe in der protestantischen Kirche gezündet. Der Anschlag auf die katholische Kirche sei von zwei männlichen Familienmitgliedern im Teenageralter verübt worden. Bei der Familie handle es sich offenbar um indonesische IS-Rückkehrer aus Syrien.
Die beiden großen muslimischen Organisationen Indonesiens verurteilten die Anschläge. "Terror ist falsch und es gibt keine Religion, die solche Verbrechen rechtfertigt", hieß es in einer Erklärung der "Nahdlatul Ulama" (NU). Die islamische Organisation "Muhammadiyah" kritisierte die Taten ebenfalls.
Beistand aus Rom
Papst Franziskus betete am Sonntag in Rom für die Opfer. Zusammen wolle man "den Gott des Friedens" bitten, der Gewalt Einhalt zu gebieten. In den Herzen der Menschen solle es statt Hassgefühlen Versöhnung und Geschwisterlichkeit geben, sagte er.
Gomar Gultom, Generalsekretär des Dachverbands der protestantischen Kirchen Indonesiens, erklärte auf Facebook: "Wir haben keine Angst vor der terroristischen Gefahr und verlassen uns voll und ganz darauf, dass der Staat diese Bedrohung in den Griff bekommt." Zugleich mahnte Gultom, das Programm der Antiterrorbehörde zur Deradikalisierung von Islamisten werde fehlschlagen, wenn Prediger weiterhin ungehindert "Radikalismus und Gewalt" verbreiten könnten.
Polizei ermittelt weiter
Terrorexperten vermuten einen Zusammenhang der Anschläge mit einem Aufstand von inhaftierten JAD-Mitgliedern in einem Gefängnis in Depok in dieser Woche, bei dem fünf Polizisten und ein Häftling starben. Ebenfalls am Sonntag erschossen Sicherheitskräfte in der Provinz Westjava vier mutmaßliche JAD-Terroristen. Die Männer hatten den Angaben zufolge Angriffe auf Polizeiwachen geplant.
Die Anschläge sorgen in Indonesien auch mit Blick auf eine Serie von Ereignissen mit nationaler und internationaler Tragweite für Verunsicherung. Im Juni finden in Teilen des Landes Kommunalwahlen statt. Im August ist Indonesien zudem Gastgeberland des internationalen Sportveranstaltung "Asean Games". Im Oktober findet auf Bali die Konferenz von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) statt. Im Frühjahr 2019 stehen dann Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an.