Keine eigenen Ermittlungen im Eichstätter Finanzskandal

Der Vatikan wartet erst mal ab

Es geht um mindestens 60 Millionen US-Dollar: So viel soll das Bistum Eichstätt in Krediten auf dem US-Immobilienmarkt angelegt haben. Der Schaden, den das Bistum trägt, soll aber deutlich geringer ausfallen. Der Vatikan will erst mal nicht selbst ermitteln.

 (DR)

Der Vatikan will derzeit den Eichstätter Finanzskandal nicht selbst untersuchen. Das geht aus einem Schreiben der Kleruskongregation hervor, dessen Eingang die Diözese Eichstätt am Dienstag auf Anfrage bestätigte. Damit reagierte der Vatikan auf eine Anzeige von 18 Katholiken gegen Bischof Gregor Maria Hanke.

Es sei genau der Fall eingetreten, von dem man ausgegangen sei, sagte ein Bistumssprecher. Rom warte die Ergebnisse der staatlichen Ermittlungen ab. Zuerst hatte der "Donaukurier" (Mittwoch) aus Ingolstadt vorab darüber berichtet.

Nicht mit Antwort aus Rom zufrieden

Der Brief des Sekretärs der Kleruskongregation, Erzbischof Joel Mercier, ging an Walter Hürter. Er ist einer der Beschwerdeführer. In dem Schreiben verweist Mercier darauf, dass der Fall vor Gericht in München geprüft werde. "Die Ergebnisse der prozessualen Nachforschung und der gerichtlichen Entscheidung werden eingehend studiert werden." Die Anzeige gegen Hanke wurde im März gestellt. Vorgeworfen werden ihm schwerwiegende Verletzungen seiner Amtspflichten.

Die Antwort aus Rom sei "für uns und die kirchliche Öffentlichkeit in keiner Weise zufriedenstellend", heißt es in einem erneuten Brief von Hürter an die Kongregation. Bei den staatsanwaltlichen Ermittlungen gehe es offensichtlich um einen erheblich geringeren Vermögensschaden als jenen, der vom Bistum mit etwa 50 Millionen US-Dollar beziffert werde. Sowohl Hanke als auch der damalige Finanzdirektor und Domdekan Willibald Harrer trügen die Hauptverantwortung für "die durch spekulative Geldanlagen eingetretenen horrenden Verluste". Daher sei eine unabhängige Untersuchung dringend geboten.

Es geht um mindestens 60 Millionen

Das Bistum Eichstätt hatte den Finanzskandal im Februar selbst öffentlich gemacht; bereits im Sommer 2017 hatte Hanke Strafanzeige gestellt. Der ehemalige stellvertretende Finanzdirektor und ein weiterer Beschuldigter sollen rund 60 Millionen US-Dollar in großteils ungesicherten Krediten zu Projekten auf dem US-Immobilienmarkt angelegt haben. Beide wurden Ende Januar verhaftet. Ihnen wird Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr vorgeworfen.

Mittlerweile ist der Haftbefehl gegen den ehemaligen Mitarbeiter der Diözese außer Vollzug gesetzt worden. Laut Staatsanwaltschaft legten sie Teilgeständnisse ab.

Die Staatsanwaltschaft geht derzeit von einem gesicherten Vermögensschaden für das Bistum von mindestens rund einer Million Dollar (840.000 Euro) aus. Dieser sei durch Bestechungszahlungen entstanden. Womöglich falle der tatsächliche Schaden noch höher aus. Die Anwälte des Bistums befürchten, dass er im zweistelligen Millionenbereich liegen wird.


Quelle:
KNA
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