Oberrabbiner warnt vor muslimischen Antisemitismus

"Aufklärung in Kitas und Grundschulen"

"Muslimische Antisemiten stellen für Juden in Europa derzeit eine größere Gefahr dar als Rechtsextremisten." Diese Ansicht vertritt der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Goldschmidt. Er fordert die Politik zum Handeln auf.

Kippas / © Guido Frebel (epd)
Kippas / © Guido Frebel ( epd )

Zugleich warb der Moskauer Oberrabbiner am Dienstag in einem Interview der "Welt" für einen Dialog mit muslimischen Politikern und Geistlichen. Die Politik müsse gegenüber Angriffen auf Juden etwa durch Zuwanderer aus dem arabischen Raum mehr Konsequenz zeigen, forderte Goldschmidt.

"Wenn jeder Flüchtling wüsste, dass er bei einer antisemitischen Attacke Deutschland verlassen müsste, würden solche Attacken schnell enden." Gefragt sei aber auch jeder Einzelne. So ließen sich mit dem Smartphone derartige Übergriffe filmen und die Täter dadurch schnell finden.

Verweis auf Papst Franziskus

Weiter verwies der Oberrabbiner auf die Devise von Papst Franziskus, wonach die Integration von Migranten in die Gesellschaften der Aufnahmeländer eine Schlüsselfrage darstellt. "Wir müssen in den Kitas und Grundschulen damit anfangen, um sicherzugehen, dass sich Antisemitismus bei Migranten nicht festsetzt." Goldschmidt fügte hinzu: "Was die Eltern aus der Heimat mitgebracht haben, darf nicht an die nächste Generation weitergegeben werden."

 

Auf die Frage, wie die Lebenswirklichkeit von Juden in seinem Wohnort Moskau aussehe, antwortete der Oberrabbiner, dass sie sich tatsächlich sicherer auf der Straße bewegen könnten als in manchen westlichen Gegenden. "Das hat damit zu tun, dass die Autorität der Regierung in Russland viel stärker ist als im Westen. Sobald ein Signal von oben kommt über eine politische Frage, wird danach gehandelt." Präsident Wladimir Putin habe die Macht, die Sicherheit der Juden in Russland zu garantieren.

 

Oberrabiner Pinchas Goldschmidt / © Heike Lyding (epd)
Oberrabiner Pinchas Goldschmidt / © Heike Lyding ( epd )
Quelle:
KNA