Das betonte Marx nach seiner Südafrika-Reise im Anschluss an das deutsch-afrikanische Bischofstreffen in Madagaskar. Das "Versprechen einer prosperierenden, multiethnischen Gesellschaft" sei für viele Bevölkerungsteile noch nicht eingelöst worden.
Südafrika sehe sich zunehmenden Problemen als Einwanderungsland und einer wachsenden Fremdenfeindlichkeit ausgesetzt. "Es ist eindrucksvoll, was in diesem Land in den zurückliegenden Jahrzehnten geschaffen worden ist. Jedoch sind die ethnischen und wirtschaftlich-sozialen Trennungen weiterhin eine große Belastung", so Marx. "Gerade die Kirchenvertreter, mit denen ich gesprochen habe, drängen auf wirksame Reformen, um das Land zu befrieden."
Wahrheitsprozess nach Apartheid große Inspiration
Der Wahrheits- und Versöhnungsprozess, der nach der Apartheid eingeleitet wurde, ist aus Sicht von Marx eine "große Inspiration" auch für andere Länder, die Gewalterfahrungen aus Konflikten aufarbeiten mussten. "Auch wenn heute die Defizite dieses Prozesses in Südafrika stärker in den Vordergrund treten und diskutiert werden, so war er doch eine unverzichtbare Voraussetzung für den unblutigen Übergang von der Diktatur einer Bevölkerungsgruppe zur freien Gesellschaft für alle."
In Kapstadt kam der Kardinal zudem mit Mitgliedern eines Runden Tisches zusammen, der sich den sozialen und ökologischen Problemen des Bergbaus widmet. Marx betonte, dass vor allem immer das Gemeinwohl für den Menschen stehe, an dem sich die soziale Marktwirtschaft orientieren müsse. "Wir brauchen starke Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbände. Gerade die Enzyklika 'Laudato si' ist ein ausgezeichneter Impuls zur Weiterentwicklung der Gesellschaft, die weit über den Kapitalismus hinausdenkt."
Afrika insgesamt müsse als Thema in Deutschland lebendig gehalten werden. "Unsere Hilfswerke leisten hier viel. Gleichzeitig müssen wir als Bischöfe mit den Hilfswerken auch die Diskussion mit der Politik führen", erklärte Marx.