Kardinal Woelki präzisiert Position im Kommunionstreit

Ausnahme statt Regel

Kommunion für evangelische Ehepartner? Als pastoral begründete Ausnahme ja, als neue Norm nein, meint der Kölner Erzbischof Kardinal Woelki.

Kardinal Woelki (DR)
Kardinal Woelki / ( DR )

Evangelische Partner von Katholiken können auch nach Ansicht des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki in Ausnahmefällen die Kommunion erhalten. Diese Frage gehöre aber in den Raum der persönlichen Seelsorge, der geistlichen Begleitung und der individuellen Gewissensentscheidung der Gläubigen, sagte er am Samstag in Bergisch Gladbach. Dies sei schon lange pastorale Praxis.

Zugleich wandte sich Woelki erneut gegen die von der Deutschen Bischofskonferenz mit Mehrheit beschlossene Handreichung, wonach evangelische Ehepartner im Einzelfall zur Kommunion zugelassen werden können. "Pastoral begründete Ausnahmeregelungen dürfen nicht als neue Normen festgeschrieben werden", sagte der Erzbischof vor dem Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln. Denn das würde "die Werte, die mit besonderer Sorgfalt bewahrt werden müssen, in Gefahr bringen", zitierte er einen Satz aus dem Schreiben "Amoris laetitia" von Papst Franziskus.

Weltkirchliche Frage

Die deutschen Bischöfe streiten über den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner. Sie hatten im Februar mit Drei-Viertel-Mehrheit die bisher unveröffentlichte Handreichung beschlossen. Woelki gehört zu den sieben Diözesanbischöfen, die Ende März in einem Brief den Vatikan um eine Klärung baten. Das Kirchenoberhaupt wies unterdessen eine Entscheidung an die deutschen Bischöfe zurück.

Woelki betonte erneut, dass es sich um eine weltkirchliche Frage handele und von daher Rom einbezogen worden sei. Er sei erschrocken, wie viele ihm in den vergangenen Wochen das Recht auf eine eigene Meinung und Glaubensüberzeugung abgesprochen hätten. Wegen ihrer Nachfrage in Rom seien die Bischöfe als "schlechte Verlierer" tituliert worden. Ihr Vorgehen gleiche aber dem "legitimen und probaten Prozedere in der deutschen Demokratie", wonach Bundestagsabgeordnete nach Parlamentsentscheidungen das Bundesverfassungsgericht oder den Europäischen Gerichtshof anrufen. Natürlich seien Mehrheiten wichtig, aber Wahrheit lasse sich "nun einmal nicht immer mit Abstimmungen finden". Trotzdem plädierte Woelki dafür, "die Dinge runterzukochen, nicht zu skandalisieren und nicht zu emotionalisieren“.

Den Schmerz der Kirchenspaltung aushalten 

Kommunionempfang und Kircheneinheit hängen laut Woelki unmittelbar zusammen. Auch für konfessionsverschiedene Ehepartner gelte, "den Schmerz der Kirchenspaltung auszuhalten".

Er habe daher großen Respekt vor Ehepaaren, die nicht gemeinsam zur Kommunion gehen. Zugleich bekundete Woelki Verständnis für Eheleute, die nicht mehr warten können. Aber wie der Papst könne er diesen Paaren nicht empfehlen, die Kommunion einfach zu empfangen. Entsprechend "einer ungeschriebenen Regel der katholischen Kirche" weise er Betroffene an der Kommunionbank aber nicht zurück.

Kritik der Laien

Der Vorsitzende des Diözesanrates Tim O. Kurzbach kritisierte auf der Versammlung fehlende Reformen. "An der Basis konkret verändert sich zu wenig, oder zu wenig zum Guten", sagte der Solinger Oberbürgermeister und SPD-Politiker.

Der von Erzbischof Woelki ausgerufene pastorale Zukunftsweg sei noch schleierhaft, sagte Kurzbach in Anwesenheit des Kardinals. Der Diözesanrats-Vorsitzende warf dem Generalvikariat vor, angesichts des Priestermangels nur die bisherigen Seelsorgestrukturen abzusichern. "Wir müssen noch mehr als bisher mutig Wege miteinander und aufeinander zu machen", forderte Kurzbach. So seien katholischen Laien die Leitung von Gemeinden anzuvertrauen. Zudem bekundete er Unverständnis darüber, dass Frauen nicht zu den kirchlichen Ämtern zugelassen werden. Auch forderte er Schritte, das Priesteramt für verheiratete Familienväter, sogenannten "viri probati", zu öffnen.

Kurzbach für Handreichung

Kurzbach bekundete Wertschätzung für die Arbeit in den sogenannten Sendungsräumen mit mehreren Pfarreien. Zugleich betonte er, dass nach
wie vor die Gemeinde der Ort sei, in dem Familien eine religiöse Heimat finden. 

Woelki erwiderte, dass sein Fastenhirtenbrief von 2015 klare Wegmarkierungen für das Erzbistum vorgebe. Das Dokument gebe Antwort darauf, wie im Erzbistum lebendige Gottesdienste gefeiert und eine diakonische Kirche etabliert werden soll. In dem Schreiben plädiert Woelki für kleine Glaubensgemeinschaften im Nahbereich der Nachbarschaft. Mit ihnen ließen sich Seelsorgebereiche und Pfarreien zu pastoralen Räumen entwickeln.

Als große Chance stufte Woelki den künftigen Sendungsraum Köln-Mitte mit sechs Pfarreien ein, der bei den Laien auf Widerspruch gestoßen war. "Das ist ein absolutes Luxusproblem", sagte Woelki. "Wir pumpen da nochmal richtig Leute rein." In einem Bereich, der innerhalb von fünf bis zehn Minuten zu Fuß erreicht werden könne, entfalte sich vielfältiges kirchliches Leben mit Dominikanern, Jesuiten, der Gemeinschaft von Jerusalem oder der Kunst-Station Sankt Peter.

Anton-Roesen-Preis für drei Initiativen aus dem Erzbistum Köln

Drei Initiativen aus dem Erzbistum Köln haben den Anton-Roesen-Preis 2018 erhalten. Der Diözesanrat zeichnete bei seiner Vollversammlung die Bonner Initiative "Robin Good" aus, die Familien in Not mit Möbeln, Kleidung und Lebensmitteln unterstützt.

In Anwesenheit des Kölner Kardinals wurde auch das Entwicklungshilfe-Projekt "Helfen zum Überleben" des Kreiskatholikenrates Rhein-Sieg geehrt. Der Sonderpreis ging in diesem Jahr an die Katholische Jugendagentur Köln für das Benefiz-Projekt "Ding Hätz för Pänz". Die gleichnamige Gala unterstützt arme Kinder und Jugendliche im Rhein-Erft-Kreis.

Kurzbach im Amt bestätigt

Die Vollversammlung des Diözesanrats bestätigte zudem Kurzbach in seinem Amt als Vorsitzender. Der Solinger Oberbürgermeister und SPD-Politiker wurde für vier weitere Jahre gewählt. Zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden bestimmte die höchste Laienvertretung im Erzbistum Köln die Vorsitzende des Kreiskatholikenrats Rhein-Sieg, Bettina Heinrichs-Müller. Sie folgt auf Cornel Hüsch.


Quelle:
KNA