Ein aus dem Vatikan gestohlenes Dokument über die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus kehrt am Donnerstag in die Vatikanische Bibliothek zurück. Nach Angaben der US-Botschaft beim Heiligen Stuhl handelt es sich um eine von 1493 stammende lateinische Fassung des Berichts, den der Entdecker an König Ferdinand und Königin Isabella von Spanien sandte. Der Brief war unbemerkt aus dem Vatikan entwendet worden und wurde 2004 von einem Sammler in Atlanta gekauft. Ermittler des US-Ministeriums für Innere Sicherheit klärten den Fall 2017 auf.
Das seltene Exemplar aus einer Edition des in Rom tätigen Druckers Stephan Plannck (um 1457-1501) befand sich als Geschenk des Jesuitenordens ab 1921 im Besitz des Vatikan. Der Leipziger Gesamtkatalog der Wiegendrucke führte es 1934 mit einer genauen Beschreibung unter der Nummer 7.177 auf. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde das vierseitige Dokument mit dem Titel "Epistula de insulis nuper inventis" ("Brief über kürzlich entdeckte Inseln") aus der Apostolischen Bibliothek gestohlen und durch eine Kopie ersetzt.
Für 875.000 US-Dollar
2004 erwarb der US-Sammler Robert Parsons den Druck von einem unbekannten Anbieter für 875.000 US-Dollar (690.000 Euro zum damaligen Kurs). 2011 erhielt das US-Ministeriums für Innere Sicherheit einen Hinweis auf den mutmaßlichen Diebstahl und Austausch des Dokuments im Vatikan. Ein Direktvergleich im April 2017 durch einen Experten ergab, dass es sich bei dem Exemplar aus Atlanta um das Original handelte.
Die Witwe des zwischenzeitlich verstorbenen Sammlers willigte in die Rückgabe des Briefs an den Vatikan als demn rechtmäßigen Besitzer ein. Dies wäre im Sinn ihres Mannes, erklärte ihr Anwalt im August 2017 laut der Zeitung "Wall Street Journal".
Offizielle Übergabe
US-Botschafterin Callista Gingrich übergibt das Dokument am Donnerstag offiziell an den päpstlichen Archivar und Bibliothekar Erzbischof Jean-Louis Brugues und an den Präfekten der Vatikanischen Bibliothek, Bischof Cesare Pasini. An der Präsentation nehmen auch Vertreter des US-Ministeriums für Innere Sicherheit und der Ermittlungsbehörden teil, wie die Botschaft erklärte.
Zuvor hatten die US-Ermittler schon zwei andere Kolumbus-Briefe aufgespürt und zurückerstattet. Einer stammte aus der Biblioteca Riccardiana in Florenz, der andere aus der Biblioteca de Catalunya in Barcelona. Kolumbus schildert darin unter anderem den Naturreichtum der entdeckten Gebiete und spricht von angeblich unerschöpflichen Goldschätzen.