Auch der zweite "Welttag der Armen", den die katholische Kirche in diesem Jahr am 18. November begeht, soll in erster Linie eine Gelegenheit für konkrete Taten sein. Dazu ruft Papst Franziskus in seiner am Donnerstag veröffentlichten Botschaft Kirchengemeinden und Verbände auf. Sie sollten arme Menschen einladen, ihnen zuhören und sich im Einsatz gegen Armut auch mit anderen zusammenzutun.
Wen genau die Christen einladen sollen, bleibt dabei offen. Mit der Armut sei es etwa wie mit der Liebe, beide seien schwer zu definieren, aber wenn man ihnen begegne, wisse man das, sagte Graham Bell, Untersekretär der Vatikanbehörde für Neuevangelisierung, die den Welttag organisiert, am Rande der Vorstellung des Textes. Genau solchen Begegnungen sollen die Angebote dienen, zu denen Franziskus auffordert.
Betroffenen wirklich zuhören
Es komme vor allem darauf an, Betroffenen wirklich zuzuhören, schreibt Franziskus in seiner Botschaft. Der Welttag solle "Anlass zu einer ernsthaften Gewissenserforschung" sein, um sich darüber klar zu werden, "ob wir wirklich fähig sind, auf die Armen zu hören". Viele Menschen seien Gefangene einer egozentrischen Kultur und meinten, "dass eine Geste der Selbstlosigkeit ausreichen könne, um zufrieden zu sein, ohne sich direkt verpflichten zu lassen".
Deshalb ruft Franziskus Gemeinden und Verbände auf, wie im vergangenen Jahr konkrete Begegnungen mit bedürftigen Menschen zu schaffen, um aus erster Hand zu erfahren, wie diese die Welt und die Menschen um sie herum erleben. Der Papst selber wird am 18. November mit Flüchtlingen, Obdachlosen, Sozialhilfeempfängern und Alten im Petersdom eine Messe feiern. Anschließend isst er in der benachbarten Audienzhalle mit rund 3.000 Armen zu Mittag.
Dies hätten im vergangenen Jahr rund um den Welttag auch viele Bistümer, Gemeinden und Organisationen angeboten, berichtete der Chef des Neuevangelisierungsrates, Erzbischof Rino Fisichella, bei der Präsentation der Botschaft. In Rom selber soll zudem vor dem Petersplatz auf der Piazza Pio XII. vom 12. bis 18. November ein Zeltdorf mit Gesundheitsdiensten aufgebaut werden, in dem medizinische Experten Bedürftigen Unterstützung anbieten.
Persönliches Engagement gefragt
In seiner Botschaft kritisiert Franziskus öffentliche Vorwürfe an die Armen und die Aufforderung, diese sollten schweigen. Solche oft "dissonanten Stimmen" seien nicht selten von "Angst vor den Armen bestimmt", die Unsicherheit, Instabilität und Störungen mit sich brächten.
"Wahrscheinlich" sei der Welttag der Armen "wie ein Tropfen Wasser in der Wüste der Armut", so der Papst. Dennoch könne er ein "Zeichen des Mitfühlens mit jenen in Not sein". Was die Armen bräuchten, seien nicht delegierte Dienste und Angebote, "sondern das persönliche Engagement jener, die ihren Schrei hören".
Ins Leben gerufen hatte Papst Franziskus den Welttag der Armen 2016, am Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Erstmals begangen wurde er im November 2017. Das Motto des diesjährigen Aktionstages ist dem 34. Psalm entnommen: "Da ist ein Armer, er rief und der Herr erhörte ihn."