Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder im Kanu: Trotz regnerischen Wetters sind rund 3.500 Gläubige aus dem Erzbistum Hamburg am Samstag zu einer Wallfahrt nach Lübeck gepilgert. Ziel war die Propsteikirche Herz-Jesu mit der Gedenkstätte für die vier Lübecker Märtyrer, deren Todestag sich im November zum 75. Mal jährt.
Erzbischof Stefan Heße bezeichnete die Märtyrer in einem Festgottesdienst auf der Lübecker Freilichtbühne als Vorbilder. Sie seien vor 75 Jahren Zeugen des Glaubens im Leben und im Sterben gewesen. "Heute sind wir gemeint und dran", rief er die Gläubigen auf.
1.800 Liter Suppe
Zuvor hatten die Pilger an 150 gedeckten Tischen unter freiem Himmel eine gemeinsame Mahlzeit eingenommen. Dabei wurden nach Angaben der Diözese rund 1.800 Liter Suppe ausgeschenkt. Geistliche Erkundungsreisen führten zu ausgewählten Orten in der Stadt, an denen die Lübecker Märtyrer lebten und wirkten, darunter das damalige Burgtor-Gefängnis, wo die Geistlichen auf ihren Prozess warteten.
Die drei katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sowie der evangelisch-lutherische Pastor Karl Friedrich Stellbrink hatten während der NS-Zeit in Lübeck gewirkt. In Predigten und persönlichen Zeugnissen protestierten sie gegen die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten und wurden deswegen am 10. November 1943 gemeinsam hingerichtet. Die drei katholischen Kapläne wurden am 25. Juni 2011 in Lübeck seliggesprochen, der Pastor erhielt dabei ein ehrendes Gedenken.