Urlaub - eine Zeit, um auszuspannen und wieder zu neuer Kraft zu finden. Auch Priester müssen mal auftanken, das macht uns der Papst mit seiner aktuellen Gebetsbitte deutlich. Für Franziskus bilden das Dienen und der Dienst den Wesenskern eines Priesters. So sieht er ja auch sein Amt und lebt es überzeugend - nicht "von oben herab", eher "von unten herauf".
Nicht würdevolle Selbstdarstellung soll die Mitarbeiter Jesu kennzeichnen. Dieser ist und bleibt der maßgebende Ausbilder. Seine Leute sollen mit der einzig wichtigen Frage unterwegs sein: Was dient den Menschen jetzt und hier, ihrer Menschwerdung - und nicht nur diesem oder jenem Bedürfnis?
Dienst mit Hingabe
Dieser Dienst sollte weit entfernt sein von bezahltem Service. Dieser Dienst geht nur mit Hingabe. Dieser Beruf geht nur aus Berufung, bleibt Sendung. Er kostet Kraft - und manchmal auch Nerven.
Der "Oberhirte" weiß offenbar, wie es vielen "Unterhirten" geht. Als gutem Hirten ist es ihm nicht egal: "Erschöpft und allein gelassen" nimmt er viele wahr und zwar vermutlich auch aus ganz persönlichem Erleben. So strahlend und mitreißend er oft zu sehen ist - es gibt auch immer wieder Bilder, die den 82-Jährigen müde oder traurig zeigen. Sie lassen die Frage wach werden: Wer kümmert sich eigentlich um diesen Mann? Überforderten tut es immer gut, wenn auch "die da oben" ihre Grenzen spüren.
Auffällig ist das Wort "fühlen". Es lässt offen - beabsichtigt oder nicht -, ob die Arbeit im Dienst Christi immer in Erschöpfung und Einsamkeit führt oder "nur" diese Gefühle erzeugen kann. Das wäre schlimm genug, aber vielleicht auch selbst gemacht. Stecken sich nicht manche Seelsorger auch zu hohe, kaum erreichbare Ziele, an denen sie sich dann abarbeiten? Vernachlässigen sie im allseits verbreiteten Stressgetriebe das Doppelgebot: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" - ihren eigenen Predigten zum Trotz?
Jedenfalls nimmt der Papst zwei Heilmittel in den Blick, die Jesus mit seinem ersten Seelsorgeteam schon am See Genezareth vorgelebt hat: Vertrautheit und Freundschaft. "Vertrautheit mit dem Herrn".
Freundschaft untereinander
Hier wird nicht das Verrichten bestimmter Frömmigkeitsübungen eingeschärft, so hilfreich diese Brücken sein können. Hier ist eine intime Verbundenheit mit ihm gemeint, der Bruder und Freund ist, damals wie jetzt. Selbst er hat sich immer wieder zurückgezogen, um jedenfalls mit seinem "Abba" zusammenzubleiben. Er stellt uns zeitlos den Unvorstellbaren vor, dessen liebevolle Energie unerschöpflich ist.
Das zweite Stichwort: "Freundschaft untereinander". Ist es nicht erstaunlich, dass auch der "Herr" zu Beginn seines öffentlichen Wirkens erst einmal Freunde sucht? Als Einzelkämpfer wäre er sicher auch gut, wenn nicht sogar besser zurechtgekommen. Es scheint ein wichtiges Kennzeichen seiner Botschaft zu sein: "Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen." (Markus 6,7)
Leider ist die Begabung zu wirklicher Freundschaft nicht flächendeckend verbreitet. Auch nicht bei Priestern. Dieser Beruf zieht auch Einzelgänger an. In unserer westlichen Kirche kommt das Zölibatsproblem dazu. Der Priester soll die Begabung zum Alleinsein haben und gleichzeitig überdurchschnittliche Kommunikationsfähigkeiten besitzen. So wundert es nicht, dass manche Ordensgemeinschaften heute weniger Nachwuchsprobleme als die Diözesen haben und dass Gemeinschaften von Weltpriestern in Deutschland eher selten sind.
Klima der Solidarität
Beide Heilmittel, die der Papst vorstellt, können nicht alle Probleme heutiger Priester lösen. Sie können aber, sagt er im Schlusswort, ein Trost werden. Kein billiger. Er kostet einiges an Einsatz und Konsequenz, aber er bringt auch etwas: Trost kann Probleme nie wegwischen, aber er bringt das Erlebnis, mit ihnen nicht allein zu sein.
Wer mit Papst Franziskus in diesem Monat an die Priester denkt, wird sich vielleicht fragen, ob solches Beten nützt. Sollte man einen erschöpft wirkenden Priester nicht lieber besuchen oder einmal einladen zu einem einfühlenden Gespräch? Falls er das möchte, kann das natürlich hilfreich sein und neue Sichten eröffnen. Aber der Gebetsvorschlag aus Rom hat auch etwas: Er schafft ein Klima der Solidarität mit denen, die für (zu) viele lebenswichtig sein sollen.