"Fußball ist eine versuchte Heimkehr ins Paradies. Das Heraustreten aus dem versklavten Ernst des Alltags in den freien Ernst dessen, was nicht sein muss und deshalb schön ist." Das hat Fußballfan Papst Benedikt gesagt, als er noch Kardinal Ratzinger war.
Inzwischen ist aus dem Fußballparadies ein knallhartes Geschäft geworden. Es geht um viel Geld, um Prominenz, um Weltruhm und Werbeverträge. Günther Klempnauer war Fußballpfarrer beim Deutschen Fußball-Bund und ist seelsorgerischer Berater und Freund zahlreicher Fußballpromis.
Im DOMRADIO.DE Interview erzählt er, wie in der Bundesliga die ersten Bibelkreise unter Fußballspielern entstanden, wie der brasilianische Nationalspieler Jorginho ganz offen seinen christlichen Glauben in den Sport einbrachte und wie Trainer wie Heiko Herrlich, Jürgen Klopp oder Ottmar Hitzfeld sich von ihrem Glauben getragen fühlen. ´Keiner kommt an Gott vorbei: Fußball-Legenden über Glaube, Liebe, Hoffnung´ so heißt sein Buch, das im Benno Verlag erschienen ist.
Gelassenheit durch den Glauben
Schon in den 1980er Jahren hatte es sich herumgesprochen, dass der Theologe Günther Klempnauer eine ganz besondere Art hat, auf Fußballspieler zuzugehen. Nicht nur Jorginho rief ihn damals an, sondern auch der belgische Nationalspieler Jean-Marie Pfaff, der ihn am Telefon bat, sein seelsorgerischer Berater zu werden. "Du kennst uns, wir sind mehrfache Millionäre. Wenn wir unter uns sind, dann reden wir über Aktien, Autos und Frauen", zitiert Klempnauer Pfaff aus dem Telefongespräch, "aber wie es da drinnen aussieht, darüber sprechen wir nicht. Was ist der Sinn meines Lebens, wie werde ich mit meinen Ängsten fertig, gibt es eine Hoffnung über den Tod hinaus?"
Der Psychologe Viktor Frankl habe einmal gesagt, so Klempnauer, es gebe eine Wechselbeziehung zwischen Vergötzung und Verzweiflung. "Wenn Fußball mein Ein und Alles ist und ich auf diesem Gebiet versage, dann stürzt für mich eine ganze Welt zusammen. Ich habe die Erfahrung gemacht", sagt Klempnauer weiter, "dass die gläubigen Spieler, mir immer wieder versichert haben, wir entwickeln durch unseren Glauben an Gott eine gewisse heitere Gelassenheit. Wir wissen, dass es mehr gibt als Fußball."
Spielbein und Standbein
Im Laufe seiner Tätigkeit als Fußballpfarrer hat Klempnauer viel erlebt. 1992 zum Beispiel war er Seelsorger der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft. Damals verlor der Favorit Deutschland im Endspiel ganz überraschend 0:2 gegen das kleine Dänemark und Trainer Berti Vogts wurde nach dem Spiel von der deutschen Öffentlichkeit in die Zange genommen. Sein Trainerstuhl wackelte. "Ich fragte ihn, wie werden sie reagieren, wenn sie entlassen werden? Und dann meinte er, kein Problem - wichtiger als mein Spielbein, das ich auswechseln kann, ist das Standbein und mein Standbein ist mein Glaube, mein Urvertrauen", zitiert Klempnauer Berti Vogts.
Der Pokal des ewigen Lebens
Der christliche Glaube spielt nicht nur für Berti Vogts eine zentrale Rolle in seinem Leben, sondern auch für Ottmar Hitzfeld, Jürgen Klopp, Heiko Herrlich oder Jerome Boateng. Die meisten Fußballer reagierten sehr offen und hatten gar keine Probleme mit Klempnauer über ihren Glauben zu sprechen. Mit vielen verbindet ihn bis heute eine enge Freundschaft, so auch mit dem Gewinner zahlreicher Fußballpokale, dem Torhüter Jean-Marie Pfaff, der ihm einmal sagte: "Irgendwann sind alle Pokale und Erfolge Schnee von gestern.
Entscheidend ist, dass ich daran glaube, dass Jesus Christus für mich den Pokal des ewigen Lebens durch seinen Kreuzestod und seine Auferstehung erworben hat und dass ich über den Tod hinaus eine Hoffnung habe. Das wiegt mehr als jeder Weltpokal, der letztlich vergänglich ist."