Warum Fußball-Expertin Schwester Katharina sich besonders auf das WM-Finale freut

"Ich habe zwei Seelen in meiner Brust"

Dieser Sonntag ist ein Finalsonntag – es geht um den Fußballweltmeister. Schwester Katharina schaut auf das Spiel zwischen Frankreich und Kroatien und schätzt die Außenseiterrolle der Kroaten als gefährlich ein.

Schwester Katharina:: "Ich habe zwei Seelen in meiner Brust" / © Matthias Friebe (DR)
Schwester Katharina:: "Ich habe zwei Seelen in meiner Brust" / © Matthias Friebe ( DR )

DOMRADIO.DE: Bevor wir über das Endspiel reden, schauen wir noch mal zurück auf das Spiel um Platz drei. Belgien hat gegen England gewonnen – zwei Mannschaften, die uns bei dieser WM sehr viel Freude gemacht haben. England hätte auch mehr verdient gehabt, oder?

Schwester Katharina: Was heißt im Fußball mehr verdient? Ich hab jetzt in diesen vier Wochen nochmal gemerkt: ganz oft habe ich auf die sogenannten Favoriten getippt und habe immer danebengelegen. Von daher bin ich am Ende jetzt ein bisschen klüger geworden. Wenn wir darauf schauen, gegen wen England gespielt hat, das waren ja nicht die ganz Großen. Erst im Laufe des Turniers haben wir gemerkt, da kommt etwas bei diesen ganz jungen Spielern. Englands Nationaltrainer Gareth Southgate hat es tatsächlich geschafft, daraus eine Mannschaft zu machen.

DOMRADIO.DE: Und Belgien?

Schwester Katharina: Die waren immer der Geheimfavorit, aber sind nie weit gekommen. Da muss man einfach sagen, dass im Halbfinale ihr bester Spieler Thomas Meunier fehlte. Das war ganz eindeutig. Ich glaube, wenn der dabei gewesen wäre – er hat ja auch gestern das erste Tor geschossen – dann wären die auch ins Finale gekommen. 

DOMRADIO.DE: Wir schauen auf das große Finale heute um 17 Uhr – Frankreich gegen Kroatien. Es spielen sozusagen ein Favorit und vielleicht eher ein Geheimfavorit gegeneinander. Werden sich die Kroaten in ihrer Außenseiterrolle wohl fühlen?

Schwester Katharina: Ja, das haben wir in den letzten Spielen gemerkt. Das Team ist von Runde zu Runde immer weitergekommen. Ich hatte das Gefühl, da gibt es noch gar kein Ende. Wenn ich an das Halbfinale denke, hatte ich das Gefühl, je länger das Spiel dauerte, desto fitter und schneller wurden sie. Das hat mich schon sehr erstaunt.

DOMRADIO.DE: Spielt denn der "Kraft-Faktor" eine Rolle? Frankreich hat eben keine Verlängerung gespielt und auch kein Elfmeterschießen. Ist das von Vorteil oder sind die Kroaten erst recht bissig im Finale?

Schwester Katharina: Ich habe den Eindruck. Ich habe zunächst wirklich sehr gehofft, dass Frankreich gegen England im Finale spielt – und dabei dann aber Frankreich vorne gesehen. Aber nach dem Halbfinale habe ich zwei Seelen in meiner Brust. Nach dem Halbfinale tippe ich tatsächlich auf Kroatien. Aber mein Herz möchte, dass Frankreich gewinnt. Sie wissen um ihre spielerische Stärke, aber es passieren immer wieder Dinge, wo man sagt "das darf doch nicht passieren". Das sind Fehlpässe oder Schludrigkeiten. Die sind ja auch noch ganz jung. Vor allem im Unterschied zu den Kroaten, von denen viele im reiferen Fußballeralter sind. Ich bleibe bei meinem Tipp, dass Kroatien gewinnt – ich hoffe allerdings, dass es Frankreich wird. 

DOMRADIO.DE: Wir haben in den letzten Wochen auch viel über die großartige Stimmung in Russland gesprochen.

Schwester Katharina: Das tut den Menschen richtig gut. Die erste Woche konnte man in den Reportagen beobachten, dass außerhalb der Austragung in den Städten nichts los war. Aber je weiter die eigene Mannschaft gekommen ist, desto mehr haben die Russen plötzlich gespürt, die WM macht mit dieser Offenheit und mit dieser Lockerheit Spaß. Russland ist ja durch die Diktaturen in den letzten hundert Jahren eigentlich ein anderes Land geworden. Nun haben plötzlich viele gespürt, dass es auch ganz anders geht. Sie haben Fußball für sich auch als Sport entdeckt. Da gibt es eben noch mehr als nur Eishockey.

Ich finde es ja interessant, dass die Nationalmannschaft in Russland den selben Titel hat, wie die Eishockeymannschaft – die "Sbornaja". Das hat mich sehr überrascht. Fußball hatte eigentlich nur in der Sowjetunion eine Bedeutung, Eishockey hat immer alles überlagert. Vielleicht ändert sich da jetzt etwas. Wenn ich allerdings dieses Interview mit dem Trainer betrachte, in dem er nach der Frage nach dem Doping das Gespräch abgebrochen hat, hat das einen faden Beigeschmack. Aber trotzdem freuen wir uns heute auf das Finale zwischen Frankreich und Kroatien.

Das Gespräch führte Carsten Döpp.


Seit 2017 ist Schwester Katharina Hartleib aus Olpe bei DOMRADIO.DE on air. Mit Interviews, geistlichen Impulsen und als Fußball-Expertin / © Martin Biallas (DR)
Seit 2017 ist Schwester Katharina Hartleib aus Olpe bei DOMRADIO.DE on air. Mit Interviews, geistlichen Impulsen und als Fußball-Expertin / © Martin Biallas ( DR )
Quelle:
DR