In einem eindringlichen Appell hat Papst Franziskus die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, Flüchtlingstragödien im Mittelmeer zu verhindern. Das katholische Kirchenoberhaupt forderte ein entschiedenes und schnelles Handeln, damit sich die "dramatischen Nachrichten der vergangenen Wochen über verunglückte, mit Migranten beladene Boote in den Gewässern des Mittelmeeres nicht wiederholen". Der Papst äußerte sich am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom vor rund 25 000 Gläubigen.
Trauer über die Tragödien
In den vergangenen Wochen, so der Papst, seien immer wieder dramatische Berichte über Schiffswracks von Booten mit Migranten in den Gewässern des Mittelmeers ans Licht gekommen. "Ich drücke meine Trauer über diese Tragödien aus und versichere den vermissten Personen und ihren Familien meine Erinnerung und mein Gebet", so Franziskus.
Der Papst schaltet sich damit indirekt in eine heiß geführte politische Debatte auf EU-Ebene ein. Die italienische Regierung hatte mehrfach Schiffe mit geretteten Bootsflüchtlingen blockiert und Hilfsorganisationen die Einfahrt in Häfen verwehrt. Die Regierung in Rom hatte zuletzt damit gedroht, italienische Häfen nicht nur für private NGOs zu sperren, sondern auch für Schiffe der EU-Mission "Sophia". Am Freitagabend erzwang Italien eine umgehende Überprüfung der Mission. Die EU-Staaten einigten sich in Brüssel darauf, in spätestens fünf Wochen eine neue Strategie zum Umgang mit Migranten zu vereinbaren, die bei dem Einsatz eingesammelt wurden. Diese waren bisher nach Italien gebracht worden.
Papst: Für Notlagen der Mitmenschen offen bleiben
Papst Franziskus hat ebenso dazu gemahnt, sich der Leiden und Probleme des Nächsten anzunehmen. Manchmal verlange eine plötzliche Notlage "Flexibilität und Verfügbarkeit gegenüber den Bedürfnissen der anderen", sagte der Papst. Christen müssten in solchen Fällen Jesus nachahmen, der die Menschen "mit den Augen des Herzens" und mit Barmherzigkeit betrachte.
Jesus habe angesichts von Hilfsbedürftigen nicht unbedingt Wunder gewirkt, so der Papst. "Das erste Brot, das der Messias der hungrigen und verirrten Menge anbietet, ist das Brot des Wortes", sagte Franziskus. Alle Menschen hätten ein «Wort der Wahrheit» nötig, das Orientierung im Leben gebe.