In mehreren Städten Israels sind am Sonntag Menschen gegen das neue Gesetz zur Leihmutterschaft auf die Straße gegangen. Zur zentralen Veranstaltung in Tel Aviv kamen am Sonntagabend nach Schätzungen der Polizei 100.000 Menschen, wie Medien berichteten. Die Demonstranten forderten, auch gleichgeschlechtlichen Paaren und alleinstehenden Männern die staatlichen Hilfen für das Kinderkriegen durch eine Leihmutter zuzusichern, die heterosexuellen Paaren und alleinstehenden Frauen zugesprochen werden. Schon zuvor waren Leihmutterschaften in Israel heterosexuellen, verheirateten Paaren gestattet.
Der Kampf gelte nicht nur den Rechten homo-, bi- und transsexueller Menschen (LGBT), sondern dem Bild Israels im 21. Jahrhunderts, sagte der schwule Parlamentsabgeordnete Itzik Schmuli (Zionistische Union) laut Bericht des Senders "i24-News" in Tel Aviv. Er warf Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor, den grundlegendsten gesellschaftlichen Wert der Gleichheit zugunsten einer extremistischen Minderheit in der Regierung verkauft zu haben.
Demonstrationen in vielen Städten
Die Demonstrationen in Tel Aviv dauerten demnach den ganzen Tag an. Auch in anderen Städten wie Jerusalem, Haifa oder Beerscheva kam es zu Demonstrationen und Straßensperren. In Jerusalem wurden zwei Demonstranten nach Handgemengen mit der Polizei festgenommen. Zum Streik aufgerufen hat die für LGBT-Rechte engagierte Organisation "Aguda". In einem Facebookbeitag kritisierte sie die fortschreitende Diskriminierung gegen LGBT in Israel und rief Betroffene und Unterstützer zum Kampf auf.
Zahlreiche israelische Firmen hatten ihre Angestellten für die Teilnahme an den Protesten freigestellt sowie angekündigt, künftig betroffene Mitarbeiter finanziell zu unterstützen. Die israelische Armee verbot laut Bericht der Tageszeitung "Haaretz" am Montag ihren Soldaten die Teilnahme an den Protesten. Die Demonstrationen seien politischer Natur, hieß es demnach zur Begründung.
In Deutschland verboten
Die Dienste einer Leihmutter in Anspruch zu nehmen, ist in Deutschland illegal. Das Embryonenschutzgesetz verbietet das: "Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer es unternimmt, bei einer Frau, welche bereit ist, ihr Kind nach der Geburt Dritten auf Dauer zu überlassen, eine künstliche Befruchtung durchzuführen oder auf sie einen menschlichen Embryo zu übertragen."
Auch die Katholische Kirche lehnt Leihmutterschaften ab. Das Kind habe ein subjektives Recht auf natürliche Zeugung. Als vor einigen Jahren im Europarat eine Debatte zur Legalisierung geführt wurde, verwiesen die Bischöfe auf eine Gefahr der Leihmutterschaft: "Leihmutterschaft führt zu einer Ökonomisierung des Kindes. Diese (...) verletzt das Verbot, den menschlichen Körper und Teile davon als solche zur Erzielung von Gewinnen zu nutzen. (...) Gezwungene Leihmutterschaft ist außerdem eine neue Form des Menschenhandels, dessen Opfer die Leihmütter und die Kinder sind", heißt es in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2015.