Das große Bangen um die Liebesschlösser von Köln

Bye bye my love?

Namen eingravieren, zuschließen, Schlüssel wegwerfen: Tausende Paare haben sich auf der Hohenzollernbrücke in Köln mit einem Liebesschloss die ewige Treue geschworen. Nun ist die Aufregung groß, weil die Bahn zunächst von "entfernen" gesprochen hat.

Autor/in:
Jonas-Erik Schmidt
 (DR)

Wie Tausende bunte Sterne funkeln die Liebesschlösser auf der Kölner Hohenzollernbrücke in der heißen Juli-Sonne. Hinter jedem einzelnen steckt dabei eine Geschichte. "Ralf & Bianca", "Angi & Marvin", "Gaby & Ali" - sie haben ihre Namen auf ein Schloss gravieren lassen, an den Zaun gehängt und hoffen nun auf die ewige, unverbrüchliche Liebe. An diesem Dienstag haben es Vanessa Tönnes und Tim Wilms genauso gemacht. Ihre Namen zieren ein neues Schloss, dazu das Datum, an dem sie zusammengekommen sind: 10. März 2014. Ob sie davon gehört haben, dass die Schlösser entfernt werden könnten? "Das darf nicht wegkommen!", sagt die 23-Jährige.

Ob die Schlösser wegkommen, ist eine Frage, die aktuell nicht nur Köln beschäftigt. Die Hohenzollernbrücke mit ihrem Meer an Liebesschlösser gehört zum absoluten Pflichtprogramm für viele Köln-Touristen, erst recht im Selfie-Zeitalter. An Wochenenden muss man im Zickzack über die Brücke, so viele Leute posieren für Fotos.

Der Korrosionsschutz ist das Problem

Liebesschwüre und Lieblingsort - mitten in diese hochemotionale Gemengelage schlug am Montag die Nachricht ein, dass die Schlösser entfernt werden könnten. Im WDR sagte ein Bahn-Sprecher, dass durch die Vibration der Züge auf der Brücke - eine der meistbefahrenen Eisenbahnbrücken Deutschlands - der Korrosionsschutz beschädigt werde. Das Metall der baumelnden Schlösser reibt an dem Metall des Geländers. "Deswegen werden wir in den nächsten Jahren nach und nach den Korrosionsschutz neu auftragen müssen. Und dann müssen wir natürlich die Liebesschlösser dafür entfernen." Wann und wie? Das lässt sich derzeit aber noch nicht sagen.

Damit ging die Aufregung los. Manch einer malte sich aus, das bald schon Arbeiter mit Zangen die Schlösser aufknacken würden. Oder lässt sich der Zaun als Ganzes einfach versetzen? In wenigen Stunden war die Nachricht Top-Gesprächsthema. Bei der Bahn klingelten die Telefone.

Vorläufige Entwarnung

Am Morgen danach gibt das Unternehmen eine Mitteilung heraus. Sie soll beruhigend wirken. Das Ganze sei überhaupt nicht akut: "Es gibt keine Pläne, die Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke in den nächsten Jahren zu entfernen." Was das genau bedeutet? Vor allem, dass erstmal niemand die Schlösser anrühren wird. Viel genauer wird die Bahn aber auch nicht.

Müssen die Schlösser nun weg oder nicht? Das Problem mit dem Korrosionsschutz dürfte ja bleiben. Wenn es irgendwann so sein sollte, dass man das Geländer instand setzen müsse, werde man eine gute Lösung finden, heißt es aus dem Unternehmen. Aktuell bestehe aber keine Notwendigkeit. Nach recht konfusen Stunden klingt das für die Liebesschloss-Community immerhin nach einem halben Happy End.

Schlüssel im Fluss

Die bemühte Entspannungspolitik der Bahn verdeutlicht vor allem, wie sehr das kalte Metall der Liebesschlösser mit Emotionen aufgeladen ist. Dass sie auch zum Problem werden können, ist allerdings bekannt. In Paris brach unter der Schlösserlast 2014 das Geländer einer Fußgängerbrücke teilweise zusammen. Im Sommer 2016 wurden Hunderttausende Vorhängeschlösser von der Seine-Brücke Pont des Arts entfernt - für die verewigten Liebespaare war es nicht gerade eine schöne Symbolik. In Deutschland breitet sich der Brauch, der zuvor eher in anderen Ländern zu beobachten war, ebenfalls in mehreren Städten aus. Köln gilt aber seit gut zehn Jahren als Hotspot.

Vanessa Tönnes und Tim Wilms haben ihr Schloss für den Köln-Besuch noch zu Hause im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein anfertigen lassen. "Das macht Köln doch aus", sagt Vanessa Tönnes. Dann tritt das Paar zwei Schritte vom Zaun weg und an das Geländer zum Rhein. Der Brauch will es, dass der Schlüssel im Fluss versenkt wird - auf dass die Liebe ewig halte. Ob mit oder ohne Schloss.


Quelle:
dpa