In den vergangenen Tagen hatten Australiens Premierminister John Turnbull und der Nationale Priesterrat an Franziskus appelliert, Wilson zu entlassen. Der Erzbischof von Adelaide war vor vier Wochen von einem Gericht in Newcastle wegen Vertuschung von Missbrauchsfällen zu zwölf Monaten Haft verurteilt worden. Wilson ist der bislang ranghöchste katholische Geistliche, der wegen Vertuschung sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde.
Lange Zeit hatte der 67-Jährige einen Rücktritt abgelehnt
Australiens katholische Bischofskonferenz erklärte am Montagabend, Wilson sei "für seine Arbeit zur Unterstützung der Opfer und der Betroffenen von sexuellem Missbrauch während seiner Zeit als Bischof von Wollongong, Erzbischof von Adelaide und Vorsitzender der Bischofskonferenz gelobt worden". Er habe sich aber nun entschieden, nach seiner Verurteilung nicht länger als Erzbischof tätig sein zu können, weil dies vor allem den Betroffenen wie auch der Erzdiözese Adelaide "Schmerzen und Leid" verursache.
Wilson, der sein Amt als Erzbischof seit seiner Verurteilung ruhen ließ, lehnte einen Rücktritt lange Zeit ab. "Mir ist bewusst, dass es viele Forderungen nach meinem Rücktritt gibt, und ich nehme sie sehr ernst", sagte er noch vor etwa zwei Wochen. Er nehme jedoch sein Berufungsrecht in Anspruch, und solange das juristische Verfahren nicht abgeschlossen sei, beabsichtige er nicht zurückzutreten.
Beurlaubt für die Dauer des Prozesses
Derzeit steht in Australien auch Kurienkardinal George Pell (77) vor Gericht. Dem Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariates wird vorgeworfen, als junger Priester in den 70er Jahren und später als Erzbischof von Melbourne sexuell übergriffig geworden zu sein. Für die Dauer des Prozesses in Melbourne ist Pell von seinem vatikanischen Posten beurlaubt.
Am Wochenende teilte der Vatikan zudem das Ausscheiden des früheren Erzbischofs von Washington, Theodore McCarrick (88), aus dem Kardinalskollegium mit. Auch ihm werden sexuelle Übergriffe zur Last gelegt.