Weihetag der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom

Römischer Schnee im Hochsommer

An vergangenen Sonntag war der Weihetag der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom. Der frühere Name des Gedenktages war "Maria Schnee“ und erinnerte an die Legende von einem "wunderbaren" Schneefall im August.

Petersdom im Schnee / © Cristian Gennari (KNA)
Petersdom im Schnee / © Cristian Gennari ( KNA )

DOMRADIO.DE: Schnee im Hochsommer. Ist das eine Legende?

Ulrich Nersinger (Vatikan-Experte): Natürlich ist das eine – und eine schöne noch dazu, die sich mit vielen anderen Sachen um die berühmte Marienbasilika in Rom zusammenfügt. Die Legende sagt, dass ein römischer Patrizier und seine Frau, die kinderlos waren sich im Gebet an die Muttergottes wandten und ihnen die Muttergottes erschien. Die soll gesagt haben, wenn sie eine Kirche an dem Ort bauen, wo sie in der nächsten Nacht Schnee finden würden, dann würde ihr Kinderwunsch erfüllt werden. Sie fanden dann tatsächlich im August diese Stelle, wo der Schnee niedergegangen ist. 

DOMRADIO.DE: Haben die beiden denn einen Sohn bekommen?

Nersinger: Die Legende sagt ja und er hat dann dieses Gelübde erfüllt. Er hat dann Gelder zur Verfügung gestellt und Papst Liberius ist dann diesem Wunsch nachgekommen. Es ist dann auch die erste große Basilika, die nicht von einem Kaiser gegründet ist – wie St. Peter oder die Lateranbasilika – sondern von einem Papst, dem Bischof von Rom.

DOMRADIO.DE: Das Fest feiert man ja in vielen Kirchen, allein in Deutschland gibt es rund 20 Maria-Schnee-Kirchen, wenn die Liste, die man im Internet findet, vollständig ist. Beziehen die sich alle auf Rom?

Nersinger: Ja und das schöne ist, dass die Basilika Santa Maria Maggiore ein Vorbild ist für die anderen Kirchen und Kathedralen. Denn beim heutigen Pontifikalamt haben wir eine besonders schöne Zeremonie. Von der Kuppel her werden weiße Blüten heruntergelassen. Das ist ein bisschen eine Illusion an den Schneefall des 5. Augusts 432.

DOMRADIO.DE: Was kann man damit heute noch verbinden, wenn Blüten von der Decke rieseln?

Nersinger: Es verknüpft sich sehr vieles mit dem Schnee. Das bedeutet schon auch die Sehnsucht nach einer gewissen Abkühlung, sowohl einfach körperlich, als auch übernatürlich. Wir sprechen bei diesem Fest immer von der Erquickung der Seele, da kommt beides zusammen. 

Ab und zu war ich am 5. August in Santa Maria Maggiore und dann habe ich doch gemerkt, dass der Festprediger immer wieder Bezug darauf nahm. Der Bezug zu den Blumen ist auch ein Bezug zu Maria – Maria als Blume. Das Blumenideal symbolisiert den Schnee und es eine interessante Sache, wie sich das so fortpflanzt. Selbst der Papst begeht keine größere Reise, bevor er nicht am Tag vor Abreise Blumen nach Santa Maria Maggiore bringt. Er bringt einen Blumenstrauß vor das berühmte Marienbild "Salus populi Romani". Und auch wenn er zurückkommt, geht er wieder in die Basilika. So verbinden sich doch viele Elemente.

DOMRADIO.DE: Feiern die Römer diesen Tag denn auch?

Nersinger: Es wird sehr viel mit hineingenommen in das Volksbrauchtum. Heute Abend ist in Santa Maria Maggiore wieder ein Fest. Seit den 80er-Jahren gibt es eine Lichtinstallation auf dem Vorplatz, mit Musik und einem fröhlichen Zusammentreffen – aber auch Gebet. Man verbindet alles. Ich denke,es ist wichtig, dass Kirche nicht etwas Weltfremdes ist, sondern sich mit Volkstümlichem und Historischem verbindet. 

Das Interview führte Matthias Friebe.


Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )

Der Papst bringt der Gottesmutter Blumen / © Cristian Gennari (KNA)
Der Papst bringt der Gottesmutter Blumen / © Cristian Gennari ( KNA )

Salus populi Romani / © Stefano Spaziani (KNA)
Salus populi Romani / © Stefano Spaziani ( KNA )
Quelle:
DR