DOMRADIO.DE : Diakon Marc Kerling war als Caritas-Verantwortlicher der Pfarrgemeinde vor Ort. Wie gegenwärtig ist das noch, was da gestern passiert ist?
Dr. Marc Kerling (Diakon St. Servatius Siegburg): Das ist noch sehr gegenwärtig, weil auch immer noch Helikopter über dem Gebiet kreisen. Ich habe heute Morgen mit einem Mädchen gesprochen, das Messdienerin ist und sie ist auch betroffen mit ihrem Haus. Die konnten noch gar nicht rein, weil noch nicht feststand, ob die Einsturzgefahr überhaupt gebannt ist.
Das Feuer war ja gestern am Abend schon unter Kontrolle, aber so langsam zeigt sich das Ausmaß, was jetzt wirklich niedergebrannt ist. Das kommt jetzt erst im Bewusstsein an, wie schnell so was gehen kann.
DOMRADIO.DE : Die Pfarrei hat ganz pragmatisch gehandelt. Das Pfarrheim wurde für Polizei, Feuerwehr und andere Organisationen geöffnet. Wie haben die Ihre Hilfe angenommen?
Kerling: Das war eigentlich ein großer Glücksfall. Die waren total froh, dass sie wirklich richtige Räumlichkeiten hatten, sofort eine Stromversorgung und auch Wasser. Die Einsatzleitung hat das Pfarrheim als Einsatzzentrale genutzt. Weil ich direkt nebenan wohne, bin ich rüber gegangen, habe die Kirche aufgeschlossen und auch das Pfarrheim zur Verfügung gestellt.
Die Löschzüge waren alle schon am Unglücksort. Nach und nach ist einfach ein unglaubliches Material aufgefahren worden. Die Helfer haben die Hilfe sehr gerne angenommen und waren auch froh, von da aus alles sehr gut koordinieren zu können.
DOMRADIO.DE : Sie selbst waren auch im Einsatz, in ihrer Funktion als Seelsorger. Wie haben Sie die Bewohner und die Helfer erlebt?
Kerling: Ja, das Schlimme ist eigentlich immer, dass man keine konkreten Zahlen hat. Nachdem die Einsatzzentrale sich in dem Pfarrheim eingerichtet hatte, waren in der Zwischenzeit über 40 Rettungswagen auf dem Vorplatz des Pfarrheims. Wenn die da stehen, dann hat das was Erschreckendes, was Bedrohliches. Es gab immer wieder Nachrichten, wie viele Verletzte es gibt.
Aber dann hat sich nach und nach eigentlich herausgestellt, dass das prophylaktischen Charakter hatte. Und das war für mich eigentlich beruhigend. Auch als dann der leitende Notarzt zu der Leitstelle sagte dann, es sei nicht so schlimm, wie befürchtet. Zu den vielen Verletzten zählt im Endeffekt auch dazu, wenn jemand eine leichte Rauchvergiftung oder Kreislaufprobleme hat. Aber wirklich Schwerverletzte gab es eigentlich nur einen.
DOMRADIO.DE : Das war eine große Unsicherheit in den ersten Minuten und Stunden. Mittlerweile ist die Gefahr vorbei, aber neun Häuser sind schwer beschädigt. Wie gehen Sie als Diakon jetzt mit dem Brand und seinen Folgen weiter um?
Kerling: Jetzt geht es darum zu gucken, wie groß der Schaden ist. Waren die Leute überhaupt brandversichert? Stehen sie jetzt vor dem finanziellen Ruin? Wir haben ein Spendenkonto eingerichtet und werden am Wochenende eine Sonderkollekte für diese Betroffenen in allen Gottesdiensten verkünden und einfach hoffen, dass wir so helfen können.
Wir hoffen aber auch, dass nicht so viel Hilfe nötig sein wird, weil vielleicht doch das eine oder andere Haus gut versichert war und Menschen Hilfe auch gut annehmen können.
Das Interview führte Hilde Regeniter.
Spendenkonto:
Caritaskonto St. Servatius
Verwendungszweck „Brandopfer Brückberg“
IBAN: DE 22 3705 0299 0011 1030 25
BIC: COKSDE33XXX