Martin Meyer haut in die Orgeltasten. Gemeinsam mit dem KVB-Orchester ertönen die Klänge des Fanliedes "Mir stonn zo dir FC Kölle" durch die heilige Halle des Domes. In dem Moment bewegt sich eine rot-weiße Welle durch die Kirchbänke. Die Menschen in ihren Trikots stehen auf, halten ihre Schals, Fahnen und alles, was sie an Fanartikeln mit haben, dem Himmel entgegen und singen mit.
Ganz vorne mit dabei: Domdechant Robert Kleine und Superintendent Markus Zimmermann. Nach dem letzten Ton klatschen alle begeistert und jubeln. Der Dom taucht kurz in Stadion-Atmosphäre ein. Es ist fast schon zur Tradition geworden.
"Die Zeit der Plagen ist vorbei"
Es ist das fünfte Mal, dass Fans zur Fan-Andacht in den Kölner Dom gekommen sind. Es sind so viele, dass die Kirchbänke überfüllt sind. Kleine freut sich über die zahlreichen Besucher. "Was wäre eine Mannschaft ohne ihre Fans", sagt er in der Begrüßung. Auch Fans der Union Berlin sind angereist, diejenigen, die am Abend auf der anderen Seite stehen, singen gemeinsam in den Kirchbänken. "Fahrt mit tollen Eindrücken aus dem Dom zurück, aber ohne Punkte", scherzt Kleine.
Markus Zimmermann zieht die Parallele zwischen Gläubigen und Fans. "Wir alle haben einen Grund zuversichtlich zu sein", sagt er. Als Fan, mit neuen Spielen und neuem Glück, als Christ, dass Gott alles neu mache. "Die Zeit der Plagen – das war die letzte Saison – ist vorbei". Die Mannschaft könne sehr froh über die Fans sein, die das Rückgrat seien und durch dick und dünn mitgingen.
Sowohl Zimmermann als auch Kleine nehmen die 2. Bundesliga gelassen. "Wir können tolle Orte sehen, wie Sandhausen, Berlin und Hamburg", witzelt Zimmermann. Kleine hofft dagegen, dass es die letzte Andacht an einem Montag sei. Die Fans unterstützen das mit einem Klatschen – eher ungewöhnlich im Kölner Dom. Doch wie sagte Kleine: "Gott ist ein Freund der Menschen und der Feier und damit auch der FC-Fans."