Auf dem Messegelände von Genua findet am Samstagvormittag die Trauerfeier für 12 der insgesamt 38 Todesopfer des Brückeneinsturzes vom Dienstag statt. Die Angehörigen der übrigen 26 wollen sich privat in ihren jeweiligen Heimatorten von den Verunglückten verabschieden. Medienberichten zufolge begründen sie dies mit Wut und Enttäuschung über mutmaßliches Versagen des Staates und den Reaktionen einiger Politiker. Zudem scheuen sie die Öffentlichkeit.
Genuas Erzbischof leitet Trauerfeier
Der Kapuziner Mauro Brezzo, Krankenhausseelsorger des Hospitals "San Martino", in dem etliche der 15 teils schwer verletzten Opfer behandelt werden, kann den Frust der Angehörigen verstehen. "Nur wenigen liegt etwas an einem Staatsakt. Viele wollen nicht in die Öffentlichkeit - das verstehe ich", sagte er dem Pressedienst SIR. Das Geld für den Aufwand, so viele Leute nach Genua zu bringen, hätte man lieber den betroffenen Familien geben sollen, so Brezzo.
Geleitet wird die als Staatsakt deklarierte Trauerfeier in der größten Messehalle von Kardinal Angelo Bagnasco, dem Erzbischof der Hafenstadt. Erwartet werden neben Staatspräsident Sergio Mattarella auch Ministerpräsident Giuseppe Conte und andere Regierungsmitglieder. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Basetti, und andere Bischöfe der Region Ligurien haben sich ebenfalls angekündigt.
Messehalle wurde zur Aufbahrungshalle umgestaltet
Bereits am Freitagvormittag hatte laut Mitteilung des Erzbistums Genua Weihbischof Nicolo Anselmi in die zu einer Aufbahrungshalle umgestaltete Messehalle geladen, um für die Opfer und ihre Angehörigen zu beten. Am frühen Abend wolle Kardinal Bagnasco dort ebenfalls mit Trauernden beten. In der Halle selbst sind 1.500 Sitzplätze für die Gäste vorgesehen, mit einem separaten Platz für die Angehörigen. Gleichzeitig soll die Trauerfeier über Bildschirme in eine benachbarte Messehalle übertragen werden.
Beim Einsturz der Autobahnbrücke am Dienstagvormittag sind nach Behördenangaben mindestens 38 Menschen ums Leben gekommen. 15 wurden verletzt, 10 weitere Personen werden noch vermisst. Regierungschef Conte hat diesen Samstag zu einem Staatstrauertag erklärt. Zudem haben die Behörden über die Provinz Genua einen zwölfmonatigen Ausnahmezustand verhängt. Nach dem Einsturz der vierspurigen Autobahnbrücke ist die Hafenstadt mehr oder weniger zweigeteilt.