Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat deutlich mehr Teilhabe von Menschen mit Behinderungen angemahnt. "Gedanken wie: Menschen mit Behinderung brauchen immer Hilfe, sie können nicht selbstständig leben, man muss alles für sie erledigen. Von solchen Haltungen müssen wir uns verabschieden", sagte Koch am Samstag in seiner Bischofskolumne im Rundfunk-Berlin-Brandenburg Radio Berlin 88.8.
Selbstbestimmung stärken
"Wir müssen weg von der reinen Fürsorge, hin zu einem Bewusstsein, das die Selbstbestimmung stärkt", erklärte Koch weiter, der von 2006 bis 2013 Bischof in Köln war. Koch würdigte zugleich das neue Bundesteilhabegesetz. Es stärke die Rechte und die Teilhabe von Menschen mit Behinderung und sei eine der wichtigsten aktuellen sozialpolitischen Initiativen.
Wichtiger als gesetzliche Veränderungen seien jedoch gesellschaftliche Veränderungen. Der Erzbischof kritisierte zudem, dass die Schaffung von behindertengerechten Arbeitsplätzen nur schleppend vorangehe.
"Immer noch zahlen viele Unternehmen lieber die Ausgleichsabgabe, statt Mitarbeiter mit Behinderung einzustellen", erklärte Koch und forderte: "Eine Veränderung des Blickes auf unser Gegenüber ist überfällig." Zudem fügte der Erzbischof hinzu: "Dabei können auch wir Eigenschaften entdecken, von denen wir selbst noch etwas lernen."