Wer möchte nicht seinen eigenen Papststuhl haben? Gut, er ist aus Pappe und nicht wirklich der "Heilige Stuhl". Aber bequem ist er, falt- und auch recycelbar.
Von der Seite lacht uns Papst Franziskus auffordernd an. Oder wie wäre es mit einem Stück Papst-Couture? Ein T-Shirt - oder doch lieber eine Tasche? Oder möchten Sie mal dem Papst quer über das Gesicht lecken? Für 1,50 Euro geht das. Gut, es ist nur sein Konterfei, aber der "Lollipope" (Papstlutscher) schmeckt ganz bestimmt. Die Merchandising-Maschinerie im Vorfeld des Papstbesuchs beim katholischen Weltfamilientreffen in Irland lässt keine noch so absurden Wünsche offen.
Alle Veranstaltungen mit Papst ausverkauft
Vielleicht sind diese Papst-Artikel auch ein gutes Trostpflaster. Denn wer jetzt doch noch Lust darauf bekommt, den Heiligen Vater auf irischem Boden zu sehen, kommt zu spät. Alle Tickets für die kostenfreien Veranstaltungen sind weg. Wie viele davon von der Protestgruppe "Say Nope to the Pope" (Sag nee zum Papst) gebucht wurden, ist unklar.
Die Organisatoren der Facebook-Gruppe riefen dazu auf, als "stillen und friedlichen Protest" gegen die Kirche und in "Solidarität mit ihren Opfern" Tickets zu buchen - und dann nicht zu nutzen. Angesichts der Größenordnung der Events dürfte es sich aber um eine eher stille und kaum wahrnehmbare Form des Protests handeln.
Familienfestival mit irischen Bands
Am Abend des 25. August hält Franziskus beim Familienfestival im Croke Park Stadium eine Rede vor 82.500 Menschen. Neben bekannten irischen Bands treten hier auch The Holy Family Deaf Choir - ein Taubstummen-Chor - und auch der blinde Tenor Andrea Bocelli auf.
Am nächsten Morgen geht es für den Papst weiter zum Knock Shrine, wo einer kleinen Dorfgemeinde 1879 Maria, der heilige Josef und der Evangelist Johannes erschienen sein sollen. Der Dorfpfarrer verpasste damals das Marienwunder, weil er nicht in die nasse irische Nacht hinaus wollte und die Aussagen der Dorfbewohner für ein Hirngespinst hielt.
Fast 140 Jahre später zieht der Wallfahrtsort im Westen Irlands auch ohne Papst jährlich rund 1,5 Millionen Pilger an. Die 45.000 Plätze für das dortige Familiengebet mit dem Papst waren binnen vier Stunden ausgebucht. Schon Johannes Paul II. hatte bei seinem Irland-Besuch vor nunmehr 39 Jahren Knock besucht.
Vorfreude und Aufregung
Der Höhepunkt des Papstbesuchs ist aber die Abschlussmesse am Sonntagabend im Phoenix Park - auch das eine Neuauflage von 1979. 500.000 Menschen werden an den Ort kommen, wo Johannes Paul II. damals rund 1,25 Millionen Besucher begeisterte.
Noch zwei Wochen. "Vorfreude und Aufregung wachsen", sagt Brenda Drumm, Pressesprecherin des Treffens. Um das Thema Papst kommt man in Dublin nicht mehr herum. So siegte ein Riesenpapst aus Stroh beim Wettbewerb des Vogelscheuchenfestivals im südirischen Durrow. Die riesige Strohpuppe hat nicht nur ihr Papamobil aus Stroh dabei; sie winkt auch ganz stilecht auf Knopfdruck mit dem Arm.
Auch war zu hören, dass dieser Tage bereits der Chor für die Abschlussmesse übte - ein Chor mit dann 3.000 Sängern aus allen 26 Diözesen des Landes. Die Probe mit 2.000 davon verlief laut dem musikalischen Leiter "ermutigend".
Maskottchen Eirinn
Ein Glücksbringer darf auch nicht fehlen, dachten sich die Organisatoren des Treffens und entwarfen erstmals ein Maskottchen. Es heißt Eirinn, also Irland, und ist ein flauschiges Schaf. Naheliegend mit Blick auf eine Insel, die sich 4,7 Millionen Menschen und 3,5 Millionen Schafe teilen. Naheliegend natürlich auch mit Blick auf die Bedeutung des Schafs in der Bibel.
Eine eigens für das Weltfamilientreffen kreierte Ikone, die vom Papst gesegnet wurde, reiste über 37.000 Kilometer durchs Land und nach Rom. Nun kehrt sie nach Dublin zurück. Mit ihr werden dort Familien aus 116 Ländern dieser Welt anreisen.
Vor Militärdiktatur in Argentinien nach Irland geflohen
Wem unter Dublins älteren Einwohnern der Blick auf den Papst verwehrt sein wird, dem bleibt noch eine Hoffnung: Womöglich sind sie ihm ja schon mal über den Weg gelaufen. Denn für Franziskus ist es nicht der erste Aufenthalt in Irland. 1980 verbrachte ein gewisser Jorge Mario Bergoglio drei Monate im Milltown Institut für Theologie und Philosophie.
Der damals 43-Jährige hatte die Militärdiktatur in seiner Heimat verlassen, um in diesem Jesuitenzentrum Englisch zu lernen. Diesmal dürfte die Zeit höchstens dafür reichen, einen "Lollipope" zu schlecken.