Das öffentliche Eintreten für die Demokratie gehört aus Sicht des katholischen Militärbischofs Franz-Josef Overbeck zu den wichtigsten Pflichten der Kirchen. "Ein menschenrechtlich fundierter, demokratischer Rechts- und Sozialstaat ist keine unverlierbare Errungenschaft", sagte Overbeck am Montagabend bei einer Veranstaltung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung unter dem Titel "Widerstand aus christlicher Erinnerung" zur Bedeutung der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944.
Klares Handeln in unklarer Gemengelage
Die Kirchen hätten zögernd, aber entschieden aus der Katastrophe von 1945 gelernt, so Overbeck. Der Militärbischof kritisierte, aktuelle politische Debatten würden weitgehend in einem "Kampfmodus" geführt. Die Kirche könne hier zu einem wichtigen Impulsgeber werden durch ihre eigenen Auseinandersetzungen über Lehre, Moral und Ethik, sofern sie dabei pragmatische Modelle entwickele.
Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink erklärte, ihn fasziniere das "klare Handeln" der Verschwörer in einer "so unklaren Gemengelage". "Das Faszinierende an den Tätern, den Handelnden des 20. Juli, ist ihr Entschieden-Sein inmitten der Zweideutigkeiten", sagte Rink. "Sie haben gehandelt und Verantwortung übernommen, obwohl manches gegen ihre Entscheidung stand." Ein Handeln in Verantwortung schließe unweigerlich das Moment möglicher Schuld ein, sagte Rink.
Gewaltlosigkeit bleibt kritischer Maßstab
Verantwortung beweise sich "im Aushalten von Zweideutigem", so Rink. "Dazu gehört auch, dass Christen Soldat sein können, dass Christen bereit sein können, als ultima ratio Gewalt anzuwenden." Christen sollten in der Welt für das bestmögliche Maß an Freiheit und Gerechtigkeit eintreten.
"Die Gewaltlosigkeit der Bergpredigt bleibt kritischer Maßstab", so Rink. "Es wäre besser, kämen wir ohne Androhung und Ausübung von Gewalt aus." Da es aber in der von so viel Zweideutigkeit gezeichneten Welt nicht so sei, könnten Christen guten Gewissens als Soldaten oder Polizisten ihrem Land dienen.