Studie: Kinder aus bildungsfernen Familien sind häufiger krank

Häufiger Übergewicht, häufiger Karies

Jungen und Mädchen in Familien mit niedrigem Bildungsstatus sind bis zu dreimal häufiger von bestimmten Erkrankungen betroffen als Kinder akademisch gebildeter Eltern. Das steht im Kinder- und Jugendreport der Krankenkasse DAK.

In einer Kinderarztpraxis / © Britta Pedersen (dpa)
In einer Kinderarztpraxis / © Britta Pedersen ( dpa )

Wie es weiter in dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Report der DAK-Gesundheit heißt, sind 90 Prozent aller Jungen und Mädchen mindestens einmal im Jahr beim Arzt oder im Krankenhaus. Jedes vierte Kind sei körperlich und jedes zehnte psychisch chronisch krank, so die Krankenkasse. Für die Versorgung aller Minderjährigen gibt die Kasse danach im Jahr 527 Millionen Euro aus. Die Hälfte der Kosten entfalle dabei auf nur drei Prozent der versicherten Kinder.

Für den Report wertete die Universität Bielefeld im Auftrag der DAK-Gesundheit Versichertendaten aus dem Jahr 2016 von fast 600.000 Kindern und 430.000 Eltern aus. Die repräsentative Studie liefere damit erstmals systematische Analysen zum Zusammenhang von Eltern- und Kindergesundheit.

Atemwegserkrankujngen weit verbreitet

Die häufigsten Erkrankungen im Kindesalter sind danach Atemwegserkrankungen. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) aller Jungen und Mädchen hatte laut Report eine Erkältung oder Bronchitis. Es folgten Infektionskrankheiten (37 Prozent), Augenerkrankungen (30 Prozent), psychische Leiden (26 Prozent) und Hauterkrankungen (25 Prozent).

Die DAK-Studie zeigt danach klare Zusammenhänge zwischen dem Bildungsstatus der Eltern und dem Gesundheitszustand ihrer Kinder. "Wenn das Elternhaus krank macht, hängt die Diagnose der Kinder oft mit dem Lebensstil von Mutter oder Vater zusammen", betonte der Vorstandschef der DAK-Gesundheit, Andreas Storm. "Die gesundheitliche Ungleichheit zwischen den Familien ist größer als gedacht. Es gibt nachweislich erhöhte Risiken für benachteiligte Kinder."

Kinder aus armen Familien häufiger von Übergewicht betroffen

Die Unterschiede je nach Bildungsstatus der Eltern würden zum Beispiel bei Adipositas deutlich: Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss seien im Alter zwischen fünf und neun Jahren bis zu 2,5-mal häufiger von Fettleibigkeit betroffen als Kinder von Akademikereltern. Laut DAK-Report haben von 1.000 Kindern bildungsarmer Eltern 52 ein krankhaftes Übergewicht, bei Akademikerkindern sind es nur 15 Kinder von 1.000.

Bei Zahnkaries gebe es in bildungsarmen Familien 2,8-mal so viele Fälle wie beim Nachwuchs von Akademikern. Bei Entwicklungsstörungen wie Sprach- und Sprechproblemen seien Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss 45 Prozent häufiger betroffen. Ein ähnliches Bild zeige sich bei Verhaltensstörungen wie der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) mit einem Unterschied von 44 Prozent.

Kinder suchtkranker Eltern besonders gefährdet

Kinder bildungsarmer Eltern hätten bis zu 68 Prozent mehr Krankenhausaufenthalte und bekämen bis zu 43 Prozent mehr Arzneimittel verschrieben als Kinder von Eltern mit hohem Bildungsabschluss. Darüber hinaus gebe es Zusammenhänge mit bereits in der Familie vorliegenden Gesundheitsproblemen. Kinder suchtkranker Eltern sind nach der Untersuchung besonders gefährdet.


Quelle:
KNA