Pater Wilmer vor der Amtseinführung in Hildesheim

"Ich habe große Pläne"

Pater Heiner Willmer wird am Samstag im Hildesheimer Dom zum Bischof geweiht und in sein Amt eingeführt. Wie fühlt er sich so kurz vor der Weihe? Welche Pläne hat er? Warum ist ihm die Jugend so wichtig? Ein Interview.

Heiner Wilmer, ernannter Bischof von Hildesheim / © Stefano dal Pozzolo (KNA)
Heiner Wilmer, ernannter Bischof von Hildesheim / © Stefano dal Pozzolo ( KNA )

DOMRADIO.DE: Am Samstag ist es soweit, Sie werden im Hildesheimer Dom zum Bischof geweiht (DOMRADIO.DE überträgt live ab 10 Uhr). Sind Sie schon etwas aufgeregt oder eher gelassen?

Pater Heiner Wilmer (Designierter Bischof von Hildesheim): Innerlich fühle ich mich gut vorbereitet, ich bin in Frieden mit mir selbst. Natürlich steigt eine gewisse Spannung, aber ich freue mich auch auf den Tag.

DOMRADIO.DE: Sie sind auf einem Bauernhof aufgewachsen und haben die letzten Jahre als Generaloberer in Rom verbracht. Vermissen Sie manchmal in der Großstadt das Landleben?

Pater Wilmer: Klar. Ich stamme ja aus dem Emsland. Ich muss aber sagen, dass ich mit 19 Jahren zum Studium nach Freiburg gegangen bin. Damals war ich zwischendurch auch mal ein Jahr in Paris und in Rom.

Ich habe also sehr viele Jahre in der Großstadt verbracht, muss aber sagen, dass ich immer gerne wieder in die Natur, in den Wald und in die Berge gehe, um mich zu erholen. Auch gehe ich gerne an die See. Diese frische Seeluft und über den Deich zu laufen, das fand ich schon immer großartig.

DOMRADIO.DE: Lassen Sie uns über das Buch sprechen, indem sie über ihren Glauben nachdenken und auch über die Entscheidung Priester zu werden. Das Buch haben Sie "Gott ist nicht nett" genannt. Warum?

Pater Wilmer: Der Titel klingt vielleicht und liest sich auf den ersten Augenblick etwas ungewöhnlich. "Nett" hat ja zwei Bedeutungen im Deutschen. Ich meine nicht jene Bedeutung, wenn das Kind aus der Grundschule zurückkommt und auf die Frage der Mutter: "Na, sag mal, wie ist denn die neue Lehrerin?" antwortet: "nett". Dann ist "nett" positiv für mich.

Aber ich kenne "nett" auch in einem anderen Zusammenhang. Als ich in Freiburg Philosophie studierte, habe ich einmal einen Kommilitonen gefragt: "Sag mal, wie ist eigentlich der neue Professor?"

Wenn der dann mit dem Augenaufschlag von links unten nach rechts oben sagte: "Ach, weißt du, der ist nett", war das für mich ein Grund, die Vorlesung zu schwänzen und mir lieber das Skript zu holen. Ich verbinde mit dieser eher negativ besetzten Bedeutung von "nett", einen Gott, der nicht fordert, weichgespült und wischiwaschi ist – so nach dem Motto "everything goes" und "et is noch immer alles joot jejange".

DOMRADIO.DE: Sie sind nach dem Abitur 1980 in die Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester eingetreten. Das war der Orden, der Ihre Schule geleitet hat. Gab es in den vergangenen 38 Jahren auch Momente des Zweifelns, ob das die richtige Entscheidung war?

Pater Wilmer: Ich habe schon zwischendurch überlegt, ob das die richtige Entscheidung war. Ich muss sagen, ich habe es grundsätzlich nie bereut. Aber ich hatte schon mal eine Phase, in der ich in der Tat darüber nachgedacht habe, ob ich nicht doch in eine strengere Ordensgemeinschaft hätte eintreten sollen. Damit meinte ich eine monastische, strenge, spartanische Richtung, wie Trapisten sie verkörpern, die hinter geschlossenen Mauern leben. Das war aber nur in einer bestimmten Phase. Danach bin ich zu einer inneren Überzeugung gekommen, die auch heute noch gilt: Wo ich bin, ist es genau richtig.

Diese Ordensgemeinschaft geht zu den Menschen, da bin ich unter jungen Menschen, Armen und den Schwachen – das ist genau mein Ding.

DOMRADIO.DE: Das Bistum Hildesheim hat einen starken Diaspora-Anteil. Strukturwandel ist auch ein Thema. Was werden Ihre Schwerpunkte als Diözesan-Bischof sein?

Pater Wilmer: Ich habe große Pläne und schon damit angefangen, obwohl ich noch gar nicht Bischof bin. Ich habe mich nämlich an den vergangenen drei Wochenenden mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen getroffen und bin mit ihnen durchs Bistum gepilgert. Junge Menschen werden sicherlich mein Schwerpunkt sein.

Mein Plan dabei war, dass die jungen Menschen mir sagen, was ihre Themen sind, wie sie sich vorstellen, wie Kirche sein soll und wie die Botschaft des Evangeliums attraktiv verkündet wird. Ich bin ja ein ehemaliger Pädagoge und ich weiß, man ist nur dann ein guter Lehrer, wenn man zeitlebens lernt und zuhört.

An jenen Wochenende war ich eben der Schüler und die jungen Leute waren meine Lehrer und das war wirklich spannend.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Vereidigung des neuen Hildesheimer Bischofs Wilmer  / © Holger Hollemann (dpa)
Vereidigung des neuen Hildesheimer Bischofs Wilmer / © Holger Hollemann ( dpa )

Papst Franziskus empfängt Heiner Wilmer, ernannter Bischof von Hildesheim / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus empfängt Heiner Wilmer, ernannter Bischof von Hildesheim / © Osservatore Romano ( KNA )
Quelle:
DR
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