2008 betrug die Quote noch 4,9 Prozent. Regional gebe es aber große Unterschiede.
"Inklusion kommt an Deutschlands Schulen voran", erklärte das Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger. "Die Chancen von Förderschülern, eine Regelschule zu besuchen, hängen allerdings immer noch sehr vom Wohnort ab." In Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gingen wieder mehr Kinder auf eine Förderschule. In Ostdeutschland hingegen sei der Anteil der Kinder an Förderschulen erheblich zurückgegangen. Nordrhein-Westfalen und Hessen verzeichnetem moderate Rückgänge, das Saarland einen kleinen.
Wohnort entscheidend?
Der Sozialverband VdK begrüßte zwar, dass immer mehr Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernten. Es dürfe aber nicht vom Wohnort der Familien abhängen, welche Schulart infrage komme. "Es braucht einheitliche Zugänge zur inklusiven Bildung, aber auch einheitliche Standards zur Qualifizierung von Lehrern für die Förderung aller Schüler", erklärte Präsidentin Verena Bentele.
Die Chance auf Inklusion hängt laut Studie auch von der Art des Förderbedarfs ab. So sei die Quote der Schüler mit Lernhandicaps an Förderschulen bundesweit seit 2008 von 2,1 auf 1,3 Prozent gesunken.
Damit finde Deutschland Anschluss an internationale Standards. Bei Schülern mit sozial-emotionalen Handicaps gebe es heute sogar weniger Inklusion.
Dräger forderte mehr sonderpädagogische Kompetenz für die Lehrkräfte. "Länder, die bei der Inklusion weit fortgeschritten sind, haben für Lehrkräfte effektive Strukturen etabliert - wie etwa die Zentren für unterstützende Pädagogik in Bremen oder die Förderzentren Lernen in Schleswig-Holstein."
GEW sieht keinen Grund zum Jubel
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete den Fortschritt bei der Inklusion als bescheiden und mahnte mehr Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen an. "Es gibt keinen Grund zum Jubeln. Politik muss mehr Geld in die Hand nehmen sowie Konzepte und Strukturen entwickeln, damit Inklusion erfolgreich sein kann", betonte Ilka Hoffmann, für Schule verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied.
Nach Aussage des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, zeichnet die Studie der Bertelsmann-Stiftung indes ein vollkommen falsches Bild vom Stand der Inklusion in Deutschland. Sie orientiere sich "ausschließlich an Quoten statt an Qualität". Er betonte: "Für die inkludierten Kinder hat sich die Fördersituation dadurch aber oft verschlechtert." Sie befänden sich meist in größeren Klassen und würden oft in geringerem Maße durch spezifisch ausgebildete Förderschullehrkräfte betreut.
2016/2017 hatten nach Angaben der Stiftung rund 524.000 (7,1 Prozent) der etwa 7,3 Millionen Schüler in Deutschland einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Von ihnen lernten rund 206.000 an allgemeinen Schulen.