Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße forderte am Dienstagabend mit Blick auf die fremdenfeindlichen Übergriffe in Chemnitz und Wismar, "alles zu tun, dass sie nicht verdunkelt, sondern ins Licht gerückt werden". Bei einem Empfang des Erzbischöflichen Amtes Schwerin mahnte er, "keinen Zweifel an der Würde jedes Menschen aufkommen zu lassen".
Vor rund 240 Gästen aus Politik, Gesellschaft und Kirchen warnte auch der Landesbischof der evangelischen Nordkirche, Gerhard Ulrich, davor, "dass Menschenverachtung, Hetze und Lüge populistisch salonfähig werden". Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU) betonte, beim Schutz der Menschenwürde brauche der Staat auch die Hilfe der Kirchen. Ertrinkende Menschen zu retten, sei "eine Staats- und Christenpflicht, gleich, ob aus dem jüdisch-christlichen Menschenbild folgend oder vernunft- oder naturrechtlich als Ergebnis unserer Verfassungstradition", so Hoffmeister mit Blick auf die Flüchtlingshilfe.
Enge Zusammenarbeit von Nordkirche und Erzbistum
Wichtige Orientierungen könnten die Kirchen dem Gesetzgeber überdies in Fragen von Sterbehilfe, Gentechnik, soziales Absicherung und Integration geben, betonte die Ministerin, die in der Landesregierung für die Religionsgemeinschaften zuständig ist. Auch die Gemeindearbeit der Kirchen sei "unschätzbar viel wert".
Landesbischof Ulrich hob die enge Zusammenarbeit von Nordkirche und Erzbistum hervor. Er dankte Heße dafür, dass er für das Erzbistum Hamburg "den Weg frei gemacht" habe für eine Teilnahme evangelischer Ehepartner an der katholischen Kommunion. Der Erzbischof hatte eine entsprechende Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz den Seelsorgern des Erzbistums Hamburg empfohlen. Dies sei "mehr als ein äußeres Zeichen", würdigte Ulrich unter dem Applaus seiner Zuhörer. "In der Familie zeigt sich das Gesicht der Ökumene, aber auch die Last der Trennung."
Neuordnung der "Caritas im Norden"
Erzbischof Heße hob die Neuordnung der "Caritas im Norden" hervor. Unter diesem Namen haben sich die bisher vier rechtlich eigenständigen Caritasverbände im Erzbistum vereinigt. Die Verbandszentrale ist in Schwerin, wo am kommenden Samstag das Errichtungsfest gefeiert wird. "In der Caritas konkretisiert sich der Glaube", betonte Heße, "eine Kirche ohne Caritas ist undenkbar". Der neue Verband hat nach eigenen Angaben rund 1.850 Mitarbeitende in 150 Einrichtungen und Diensten. Heße und Ulrich riefen auch zum Engagement gegen den Klimawandel auf. Die dürrebedingten Ernteeinbußen von bis zu 30 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern seien eine Mahnung, die Schöpfung besser zu schützen.
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es rund 55.000 Katholiken. Im Landesteil Mecklenburg gehören sie zum Erzbistum Hamburg, in Vorpommern zum Erzbistum Berlin. Beide Bistümer haben am Sitz der Landesregierung in Schwerin eine gemeinsame politische Vertretung, das Katholische Büro Schwerin.