Es ist die Chance für Souvenirjäger mit dem kleinen Geldbeutel: Am 20. September steht bei Lempertz in Köln eine zweite Benefiz-Versteigerung an, bei der Kunstwerke aus dem Nachlass von Kardinal Joachim Meisner unter den Hammer kommen.
Liebhaberstücke für den kleinen Geldbeutel
Bei der Auktion 1115 werden 575 Liebhaberstücke angeboten – die meisten mit einem Schätzpreis von unter 500 Euro. Der wertvollste Gegenstand ist eine russische Ikone, die auf 4.000 Euro taxiert wird.
Bereits im Mai fanden 28 – hochpreisige – Arbeiten aus dem 15. bis 19. Jahrhundert neue Besitzer. Dabei kamen 840.000 Euro für die Kardinal-Meisner-Stiftung zusammen. Ein Klapp-Altar, den die 1987 verstorbene Bildhauerin Hildegard Domizlaff dem früheren Kölner Erzbischof vermacht hatte und der einen Ehrenplatz in seinem Schlafzimmer fand, erzielte allein einen Hammerpreis von 400.000 Euro.
Vom diesem Wert hatte der im vergangenen Jahr gestorbene Kardinal keine Ahnung. Die Darstellung mit thronender Madonna ließ das Kunsthaus eigens für die Versteigerung von Experten genauer unter die Lupe nehmen. Ergebnis: Der Altar mit zwei Flügeln ist dem im 14. Jahrhundert in Florenz tätigen Meister des Tobias (Maestro di Tobia) zuzurechnen.
Porzellanfigur zeigt Papst Johannes Paul II.
Für die Meisner-Auktion Teil II weist der Online-Katalog eine breite Palette an Kunstwerken und Kunsthandwerk aus: Heiligenfiguren, Kruzifixe, Gemälde, Kupferstiche, Reliefs, Medaillons, Schmuck und Glasarbeiten. Zum Angebot gehören auch Porzellan und rund 50 Ansichtstassen, die Motive aus Meisners Geburtsort Breslau oder anderen Städten zeigen, mit denen er verbunden war.
Eine Porzellanfigur zeigt Papst Johannes Paul II., zu dem Meisner eine besonders enge Beziehung pflegte. Auch Kommoden im Stil des Barock oder ein Lesepult suchen Abnehmer.
Die Titel der einzelnen Arbeiten sind so fantasiereich wie ihre Ausführungen: Ein Christusknabe in den Wolken, die Heilige Dreifaltigkeit auf der Weltkugel oder ein Prager Jesulein samt Karton mit zwei weiteren Gewändern sind zu haben. Den Online-Katalog ziert ein kurioser süddeutscher Putto, der sich einen ihm viel zu großen Kardinalshut überzieht.
"Er war kein Fan des Abstrakten"
Der weit überwiegende Teil des Nachlasses sei dem Kardinal geschenkt oder vermacht worden, betont Meisners Testamentsvollstrecker, der Kölner Monsignore Markus Bosbach. Viele Sachen schmückten die Wohnung des Kardinals, anderes war eingelagert.
Der Ort der Versteigerung, das Kunsthaus Lempertz, war ein begehrter Anlaufpunkt für den Kardinal, wie Inhaber Henrik Hanstein und seine Frau Mariana verraten. Der Erzbischof sei aber in den seltensten Fällen gekommen, um Kunst zu kaufen. Vielmehr habe der kunstsinnige Kardinal große und kleine Werke bestaunen wollen – und den Austausch mit Gleichgesinnten gesucht.
Die angeboten Arbeiten unterstreichen, dass der Kardinal wie in der Theologie auch beim Kunstgeschmack konservativ tickte, so Henrik Hanstein. "Er war kein Fan des Abstrakten." Aber auch wenn er das Richter-Fenster im Kölner Dom nicht gemocht habe, so habe er als Vater des "Kolumba" doch ein Kunstmuseum geschaffen, das heute zur Avantgarde zähle, betont der Experte im gleichen Atemzug.
Von Andreas Otto