Katholikenkomitee kritisiert Rücktrittsforderungen an Papst

"Es spielen ganz andere Dinge eine Rolle"

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, stellt sich hinter das Kirchenoberhaupt der katholischen Kirche. In einem Interview äußerte sich Sternberg auch politisch und bewertet die AfD als rechtsradikal.

Thomas Sternberg / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Thomas Sternberg / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, stellt sich nach den Rücktrittsforderungen an Papst Franziskus hinter das Kirchenoberhaupt. "Ich habe den Eindruck, dass Gegner des Papstes den Umgang mit dem Missbrauchsskandal in den USA ausnutzen, um Franziskus zu schädigen und sein Ansehen zu zerstören", sagte Sternberg in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Das ZdK ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus.

Papst sei "Glücksfall"

"Ich finde das infam und ich glaube, dass bei denjenigen, die ihn beschuldigen, ganz andere Dinge eine Rolle spielen", sagte Sternberg und fügte hinzu: "Das trifft mich insbesondere bei diesem Papst, den ich sehr schätze, und den ich für einen der großen Glücksfälle für die katholische Kirche und auch für die Welt halte."

Zuletzt hatte es wiederholt Debatten über das Kirchenasyl gegeben, Sternberg verteidigt "die älteste Form des Asyls". "Es sollte immer ermöglichen, für einen gewissen Zeitraum innezuhalten und zu prüfen, ob noch weitere Argumente eine Rolle spielen."

Ähnlichkeit zwischen AfD und Nationalsozialismus

Im Blick auf die aktuelle politische Lage äußerte sich Thomas Sternberg zur AfD. Er sieht Ähnlichkeiten zwischen der Partei und dem Nationalsozialismus. Ohne Adolf Hitlers NSDAP beim Namen zu nennen, sagte Sternberg in der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "In der Endphase der Weimarer Republik gab es auch eine Partei, die in den Parlamenten saß, und die Ungeheuerlichkeiten in die Parlamente getragen hat." Die Wahl eines Abgeordneten bedeute nicht automatisch, dass dieser sein Handeln auch nach demokratischen Prinzipien ausrichte. "Nun haben wir wieder eine Partei, die in Umfragen bei 17 Prozent liegt, und die Parallelen zum Nationalsozialismus aufweist."

Die AfD sei immer schon eine Sammlungsbewegung rechter Kräfte gewesen, "aber in jüngster Zeit hat sie sich eindeutig radikalisiert", sagte der Präsident des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus. Sternberg verwies auf die die jüngsten Äußerung des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch), wonach die Partei der "Pfahl im Fleische eines politischen Systems" sei, das sich überholt habe. Mit solchen Sätzen bediene Gauland "eine rechtsradikale Klientel und führt eine rechtsradikale Partei".

Mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen in Bayern und Hessen fügte Sternberg hinzu: "Ich rufe zum übergreifenden Widerstand aller freiheitlich-demokratischen Kräfte auf. Es muss unmissverständlich deutlich werden: So etwas geht in diesem Land nicht, so etwas wählen wir nicht, so etwas wollen wir nicht."

Älteste Form des Asyls

Sternberg betonte, es sei nie darum gegangen, "einen Menschen gegen bestehendes Recht über lange Zeit dem staatlichen Zugriff zu entziehen". Stattdessen stehe beim Kirchenasyl die Frage im Vordergrund, ob alle Aspekte des jeweiligen Falls von den zuständigen stellen bereits bedacht worden seien. Im Zweifel hätte der Staat das Recht, in Kirchen einzugreifen und Festnahmen durchzuführen, "aber es gibt gute Gründe, warum man keine Polizeieinsätze in Kirchen durchführt".

"Selbstverständlich hat die Zuwanderung in einen Staat wirtschaftlich, sozial und gesellschaftlich bedingte Grenzen." Diese Grenzen auszuloten, "gerade auch, um den Schutzbedürftigen den erforderlichen Schutz geben zu können", bezeichnete der ZdK-Präsident als "gewaltige gesamtgesellschaftliche Herausforderung". Zugleich warnte er davor, "Zuwanderung zu dämonisieren und zur alleinigen Ursache aller politischen und gesellschaftlichen Probleme zu stilisieren".

Ruf nach Segnung homosexueller Paare

Das Katholikenkomitee hat seinen Ruf nach einer kirchlichen Segnung von schwulen und lesbischen Paaren erneuert. "Es muss aber eine klare Abgrenzung zu einer Ehe geben", betonte ZdK-Präsident Thomas Sternberg in dem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Und wenn eine Segnung vorgenommen wird, ist es meiner Meinung nach wichtig, dass es nicht auf spektakuläre Art und Weise geschieht." Das Thema "im Grundsatz weiterzuentwickeln" und so etwas wie eine offizielle Leitlinie zu erarbeiten sei Aufgabe der Deutschen Bischofskonferenz.

Nach katholischer Lehre kann es das Sakrament der Ehe nur zwischen Mann und Frau geben. Um das unmissverständlich deutlich zu machen, lehnen die katholischen Bischöfe bisher nicht nur Trauungen, sondern auch gemeinsame Segnungen gleichgeschlechtlicher Lebenspartner ab.

Bischof Bode: Über Segnung nachdenken

Anfang des Jahres hatte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode eine Debatte angeregt. "Man kann zum Beispiel über eine Segnung nachdenken - die nicht zu verwechseln ist mit einer Trauung", sagte Bode in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren. Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert."

Innerhalb der evangelischen Landeskirchen in Deutschland ist die Beschlusslage zum Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren unterschiedlich: Während etwa die Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau oder im Rheinland Traugottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare ermöglicht, lehnt die württembergische Landeskirche Segnungen ab.


Quelle:
KNA
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