Papst an US-Kirche: Setzt auf Begegnung statt Abschottung

"Trost, Freundschaft und Unterstützung"

Papst Franziskus hat die katholische Kirche in den USA aufgefordert, weiterhin auf Begegnung der Kulturen zu setzen, den Beitrag der Hispanics in ihrem Land zu schätzen und sich um Schwache zu kümmern.

Einwanderer in den USA / © Julio Cortez (dpa)
Einwanderer in den USA / © Julio Cortez ( dpa )

Es gehe darum, "Mauern einzureißen und Brücken zu bauen", sagte Papst Franziskus in einer Videobotschaft zum 5. Nationaltreffen hispanischer US-Katholiken in Grapevine/Texas am Donnerstag (Ortszeit). Der Vatikan veröffentlichte die Botschaft am Freitag.

Konkrete Wege für Menschen am Rand der Gesellschaft

Für viele Einwanderer, die in Unsicherheit und Angst lebten, sei das Treffen ein Anlass "zu Trost, Freundschaft und Unterstützung". Zudem hätten diese Treffen bereits unter vielen Gläubigen zu einem Sinneswandel geführt. An dem derzeitigen, fünften Großtreffen zur Seelsorge an hispanischen US-Katholiken nehmen Vertreter aus 2.500 Pfarrgemeinden in 163 US-Bistümern teil. Es endet am Sonntag.

Für die Kirche komme es darauf an, konkrete Wege zu finden, eine Gemeinschaft zu werden auch für all jene, "die eine hoffnungsvolle Zukunft suchen, besonders für junge Menschen und Familien, die am Rand der Gesellschaft leben", so der Papst. Dafür sollten vor allem die Pfarrgemeinden vor Ort überlegen, wie sie auf die wachsende Präsenz und das Potenzial der Hispanics sowie anderer Kulturen in den USA reagieren und dieses nutzen könnten.

Latinos stellen 40 Prozent aller Katholiken der USA

Mehr als 3.000 US-Katholiken mit lateinamerikanischen Wurzeln treffen sich zum sogenannten "V National Encuentro" in Grapevine, Texas. Die Teilnehmer wurden über einen zweijährigen Auswahlprozess unter einer Viertelmillion Bewerber ermittelt. Das spanische Wort "Encuentro" ("Treffen") war als Motto für den ersten Kongress der Latinos in der US-Kirche 1972 gewählt worden. In diesem Jahr kommen die hispanischen Katholiken zum fünften Mal zusammen, um über ihre Anliegen für die Kirche zu beraten.

Die katholischen US-Latinos stehen an einem historischen Wendepunkt, da sie inzwischen rund 40 Prozent aller Katholiken der USA stellen und als Zukunft der Kirche gelten. Noch 1991 waren fast neun von zehn US-Katholiken weiß; heute ist diese Zahl auf 55 Prozent gesunken.

Papstbesuch 2015 in den USA war Zäsur

Lange Zeit wurden Latinos als Katholiken gesehen, die zwar die Kirchenbänke füllten, ansonsten aber wenig Einfluss in der offiziellen Kirche hatten. Der Papstbesuch 2015 in den USA stellte eine Zäsur dar. Ausdrücklich hatte sie Franziskus aufgefordert, sich nicht für ihre Traditionen zu schämen.

Beobachter rechnen damit, dass die Hispanics in rund 20 Jahren die Mehrheit der US-Katholiken stellen werden. Derzeit gehören der US-Bischofskonferenz allerdings nur zehn Prozent Bischöfe hispanischer Herkunft an. Überschattet wird der katholische Latino-Gipfel von zahlreichen Missbrauchsskandalen in der US-Kirche.


Quelle:
KNA