Der Gruppe gehörten insgesamt 24 Personen an, sagte der hessische AfD-Landessprecher Klaus Herrmann nach der Gründungsversammlung. Ein Drittel von ihnen stamme aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Zur Vorsitzenden der Vereinigung sei die Ärztin Vera Kosova (Leinfelden-Echterdingen) gewählt worden, zu stellvertretenden Vorsitzenden Wolfgang Fuhl (Lörrach) und Artur Abramovych (Bamberg).
Voraussetzungen zur Mitgliedschaft in der "JAfD" seien entweder die religiöse oder die ethnisch-kulturelle Zugehörigkeit zum Judentum, erläuterte Abramovych. Auch zum Judentum übergetretene AfD-Mitglieder könnten aufgenommen werden. Sitz des Vereins ist Berlin.
Erklärung nennt zwei Gründe für die neue Vereinigung
Eine vorab bekannt gewordene Grundsatzerklärung nennt vor allem zwei Auslöser für die Gründung der "Juden in der AfD": eine "unkontrollierte Masseneinwanderung" junger Männer aus dem "islamischen Kulturkreis" mit "einer antisemitischen Sozialisation" und die "Zerstörung der traditionellen, monogamen Familie" durch "Gender-Mainstreaming" und "Frühsexualisierung". Das Verhältnis zu Israel wird ausschließlich mit Blick auf die Bedrohung durch den radikalen Islam erwähnt.
Während der Woche war die geplante Gründung der Gruppe auf deutliche Kritik gestoßen. In einer gemeinsamen Reaktion hatten insgesamt 17 jüdische Organisationen, darunter der Zentralrat der Juden in Deutschland, die AfD unter anderem als rassistische und antisemitische Partei bezeichnet. Der religionspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Volker Münz, wehrte sich gegen die Kritik. Es widerspreche der Demokratie, wenn die Organisationen Juden vorschreiben wollten, welcher Partei sie sich anschließen dürften, sagte Münz am Wochenende im Deutschlandfunk.
Kosova: AfD distanziert sich von Rassismen
Sie sei überrascht von dem Presseecho auf die geplante "JAfD"-Gründung gewesen, sagte die 35-jährige Kosova, die in den 1990er Jahren als Kontingentflüchtling aus Usbekistan nach Deutschland gekommen war und seit 2017 Parteimitglied ist. "Die AfD distanziert sich von Rassismen und Antisemitismen jeder Art." Der Vize-Vorsitzende Fuhl bekannte sich auch zum Staat Israel. Die AfD sei eine "pro-israelische Partei", sie spreche sich in ihrem Programm für Jerusalem als Hauptstadt aus.
Dass die Partei in ihrem Programm das Schächten ablehne, sei auch nicht für die Ewigkeit zementiert, fügte Fuhl hinzu. Die "JAfD" könne ja entsprechend Überzeugungsarbeit leisten, dass dieser Passus aus dem Programm wieder verschwinde. Der stellvertretende Vorsitzende signalisierte auch die Bereitschaft, das Gespräch mit einem der härtesten Kritiker der Neugründung zu suchen, dem Zentralrat der Juden und seinem Präsidenten Josef Schuster.
Vize der Unionsfraktion: Heuchelei der AfD
Die Grundsatzerklärung der "JAfD" räumt zwar ein, dass sich "Antisemiten wie Wolfgang Gedeon" in der AfD befänden, deren Einfluss werde aber "maßlos überschätzt". Fuhl kritisierte vorab auf Anfrage auch die "Dresdner Rede" von Björn Höcke und die "Vogelschiss"-Aussage von Alexander Gauland - als "sprachlichen Missgriff". Beide hätten sich aber entschuldigt.
Der Vizevorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Harbarth, bezeichnete die Gründung vorab als "Heuchelei". "Die AfD redet die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen systematisch klein", sagte er der "Bild am Sonntag". "Wer den Holocaust einen 'Vogelschiss' in der deutschen Geschichte nennt, bekämpft nicht den Antisemitismus, sondern verhöhnt dessen Opfer, und er steht ganz sicher nicht an der Seite der Jüdinnen und Juden."
Knobloch: AfD ist judenfeindlich
Auch am Samstag meldeten sich Kritiker zu Wort. Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, betonte im "Spiegel", die AfD sei trotz dieses Vorgehens judenfeindlich. Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor bezeichnete die Gründung als "Trauerspiel" und plädierte in einem Gastbeitrag des Portals t-online zugleich dafür, den Vorgang nicht zu überhöhen. Der Theologe und Autor Armin Langer erklärte in einem Gastbeitrag der Deutschen Welle, eine Allianz zwischen Juden und Rechtspopulisten könne langfristig nicht funktionieren.